Skip to content
Probenwochenende zur Vorbereitung der Kinderoper 2018 im Theater der Jungen Welt

VON GRIT HARTUNG

Hoch moti­viert ging es für 55 Kin­der und sie­ben Betreu­er an einem hoch­som­mer­li­chen Früh­lings­frei­tag­nach­mit­tag mit dem Bus nach Bad Lau­sick. Im Gepäck die dies­jäh­ri­ge Kin­der­oper, der es galt den ers­ten Schliff zu geben. Immer­hin waren es nur noch vier Wochen bis zur Auf­füh­rung, auch des­halb war­te­te ein vol­les Programm.

Nach dem Start wur­de gleich das ers­te Phä­no­men bei den Kin­dern beob­ach­tet: Kaum einen Platz im Bus gefun­den, wur­de sämt­li­che Ver­pfle­gung ver­nich­tet, viel­leicht mit wei­ser Vor­aus­sicht. Nach einer kurz­wei­li­gen Fahrt, wir erwäh­nen nicht die Extra­run­de und das Wen­de­ma­nö­ver weil der Bus­fah­rer die Ein­fahrt zur Jugend­her­ber­ge ver­pass­te, waren wir auch schon am Ziel.

Nun galt es, die Zim­mer zu bezie­hen – die gro­ßen Trä­nen blie­ben aus – und die Bett­wä­sche in Form zu brin­gen; da war noch Poten­zi­al nach oben ver­füg­bar. Nach einer Vor­stel­lungs­run­de ging es zum Abend­essen und dann soll­te auch noch lieb­li­cher Scho­laklang durch die Jugend­her­ber­ge bei der ers­ten Pro­be hal­len. Nicht zur Freu­de eini­ger Her­bergs­gäs­te, dazu aber ger­ne spä­ter mehr. Hoch kon­zen­triert, trotz der Wär­me und Spä­te des Tages, arbei­te­ten die Kin­der musi­ka­lisch am Stück, sehr zur Freu­de von Frau Stief.

Um 21 Uhr war Pro­ben­en­de und die Kin­der konn­ten sich bett­fer­tig machen. Doch zuvor mach­te noch die berühmt berüch­tig­te Süßig­kei­ten­po­li­zei ihre Run­de durch alle Zim­mer, die zu viel mit­ge­brach­te zucker­hal­ti­ge Nah­rungs­mit­tel in Gewahr­sam nahm um die Kin­der vor Zucker­schock oder plötz­lich auf­tre­ten­der Übel­keit zu beschüt­zen. Die­ses Ritu­al schien sich schon her­um­ge­spro­chen zu haben, denn es waren zum Erstau­nen der Betreu­er nur klei­ne Men­gen an Süßig­kei­ten vor­han­den und eine Packung Kek­se für 6 Euro von der Oma. Kei­ne Panik, alle Beweis­mit­tel wur­de am letz­ten Tag wie­der in die Hän­de der zustän­di­gen Kin­der gege­ben. Die Nacht­wa­che ging dann auch erwar­tungs­ge­mäß noch etwas län­ger – die Quas­sel­strip­pen woll­ten gebän­digt, Mücken ver­trie­ben, oder die Aus­wir­kun­gen von Gru­sel­ge­schich­ten besänf­tigt werden.

Das wäre ja nicht so schlimm gewe­sen, wenn der Mor­gen nicht schon über­ra­schend früh an der Türe geklopft hät­te. Um 5:30 Uhr mein­ten eini­ge Kin­der schon die Nacht zum Tage machen zu müs­sen, eini­ge waren um 6 Uhr schon frisch geduscht, ange­zo­gen und war­te­ten hung­rig auf das Früh­stück. Das gab es wohl­ge­merkt erst um 8 Uhr. Ande­re san­gen sich schon vor­bild­lich ein. Auch das wur­de mit weni­ger Freu­de der Betreu­er zur Kennt­nis genom­men. Hier sei lobend zu erwäh­nen, das bei­de Jung­szim­mer ruhig bis 7:30 Uhr die Zeit mit Kar­ten­spie­len auf ihren Zim­mern ver­bracht hatten.

Nach dem gemein­sa­men Früh­stück reis­te dann auch noch das erfolg­rei­che Duo von Frau Schö­ne­mann und Frau Den­ner an, die mit den Kin­dern neben der Chor­pro­be in Klein­grup­pen musi­ka­lisch und cho­reo­gra­fisch an ver­schie­de­nen Sze­nen arbei­te­ten. Die­ser Vor­mit­tag war sehr inten­siv für die Kin­der und doch so erfolgreich.

Ganz tra­di­tio­nell gab es Nudeln mit Toma­ten­so­ße zum Mit­tag, und das bes­te – Herbergsquarkspeise.
Und über­haupt, das Essen war super lecker. Die Kin­der stan­den öfter für Nach­schlag Schlan­ge und beton­ten dem freund­li­chen Küchen­per­so­nal, wie gut es ihnen geschmeckt hat.

Der Sams­tag­nach­mit­tag stand ganz im Zei­chen von bas­teln und Cho­reo­gra­phie. Wäh­rend ein Teil sich tan­zend durch den Pro­ben­raum beweg­te und den Anfeue­rungs­ru­fen von Frau Schö­ne­mann à la „noch grö­ßer“ lausch­te, ver­brach­ten die ande­ren Kin­der ihre Zeit, um klei­ne Erin­ne­rungs­stü­cke an das Pro­ben­la­ger zu bas­teln. Unter fach­män­ni­scher Anlei­tung von Grit Stief ent­stan­den klei­ne Kunst­wer­ke. Der Rest der Betreu­er bas­tel­te unter uner­müd­li­chem Ein­satz die letz­ten Requi­si­ten für die Kin­der­oper zusam­men, wel­che pünkt­lich zum Abend­essen fer­tig waren. Wir wur­den belohnt mit Quark­keul­chen und ande­ren Köstlichkeiten.

Ein High­light des Pro­ben­la­gers ist das Lager­feu­er. Also eigent­lich ist es eine eher kurz­wei­li­ge Ver­an­stal­tung für alle Betei­lig­ten. Nach­dem die Kin­der zwei Marsh­mal­lows in die Flam­men gehal­ten hat­ten, zwei Lie­der ange­stimmt waren, wur­de es ziem­lich schnell leer um die Lager­feu­er­stel­le. So schnell wie das Feu­er an war, so war es auch wie­der gelöscht. Das Spie­len und Toben war ein­deu­tig über­zeu­gen­der als Lagerfeuerromantik.

Den Kin­dern war es gegönnt, nach einem so anstren­gen­den Tag ein­fach noch­mal alles raus­zu­las­sen. War es ja auch nicht ganz unei­gen­nüt­zig, denn ins­ge­heim hoff­ten die Betreu­er, dass es dadurch zei­ti­ger ruhig auf den Zim­mern sein wür­de. Der Plan schien auch auf­zu­ge­hen, hat­ten wir jedoch unse­re Rech­nung nicht mit einer ganz spe­zi­el­len Semi­nar­grup­pe von Schü­ler­rä­ten gemacht, die bis 2 Uhr nachts zu Hele­ne Fischer feierte.

Doch was Hele­ne kann, kann der Kin­der­chor der Scho­la Can­torum tau­send­mal bes­ser, des­halb gab es pünkt­lich am Sonn­tag­mor­gen um 7:45 Uhr ein Guten­mor­gen­ständ­chen auf dem Hof der Her­ber­ge für unse­re freund­li­chen Fei­er­gäs­te. Damit war zumin­dest klar, wer hier die Musik macht und es konn­te gemein­sam gefrüh­stückt wer­den. Danach galt es noch­mal alle Kon­zen­tra­ti­on auf die Kin­der­oper, denn bei­de Durch­läu­fe soll­ten bis zum Mit­tag noch ein­mal durch­ge­gan­gen wer­den. Mit Cho­reo und Musik. Wir kön­nen nur so viel ver­ra­ten – es war jetzt schon zau­ber­haft und macht Lust auf mehr.

Nach dem Mit­tag­essen ver­lie­ßen wir die Her­ber­ge in Rich­tung Hei­mat und es war auch deut­lich ruhi­ger als zur Hin­fahrt. Wir neh­men vie­le Lie­der mit aus dem Pro­ben­la­ger, die uns die nächs­ten vier Wochen Tag und Nachts beglei­ten wer­den, vie­le schö­ne Momen­te mit einer Hor­de wun­der­vol­ler Kin­der und die Vor­freu­de auf die dies­jäh­ri­ge Kinderoper.

Titelfoto: Grit Hartung
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
An den Anfang scrollen