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Mischpult für Tonaufnahme

VON CASSANDRA KESKIN

Bald ist es also soweit: Nach nun­mehr 14 Jah­ren soll im kom­men­den Herbst end­lich wie­der eine CD des Mäd­chen- und Frau­en­cho­res der Scho­la Can­torum Leip­zig erschei­nen. Bereits im Mai 2018 wur­de dafür in der Luther­kir­che Leip­zig die "Cerem­o­ny of Carols“ von Ben­ja­min Brit­ten auf­ge­nom­men. Das Chor­werk, bestehend aus elf Ein­zel­sät­zen, ist aus dem Weih­nachts­re­per­toire des Mäd­chen- und Frau­en­cho­res kaum wegzudenken.

Von Frei­tag, dem 8. Febru­ar 2019 bis zum dar­auf­fol­gen­den Sams­tag stand nun John Rut­ters Zyklus "Dancing Day“ auf dem Auf­nah­me­plan. Wie schon im Mai des Vor­jah­res waren Ton­meis­ter Ste­fan Fol­precht, sonst an der Sem­per­oper Dres­den tätig, und die Leip­zi­ger Har­fe­nis­tin Chris­ti­na Engel­ke mit von der Partie.

Rut­ters im Jahr 2005 ver­öf­fent­lich­te Weih­nachts­kom­po­si­ti­on bedient sich tra­di­tio­nel­ler bri­ti­scher Tex­te, aber auch zahl­rei­cher musi­ka­li­scher Ver­wei­se auf die Renais­sance oder das Mit­tel­al­ter und ist den­noch zeit­los. Genau das macht sie so traum­gleich anzie­hend, aber eben auch schwie­rig zu inter­pre­tie­ren. Die Melo­dien sind zwar weni­ger schwer zu erler­nen als die der "Cerem­o­ny of Carols“, aber auch hier ver­ber­gen sich tech­nisch anspruchs­volls­te Stel­len. Die­se muss­ten nun in manch­mal nicht enden wol­len­den Wie­der­ho­lun­gen ein­ge­sun­gen wer­den, um schließ­lich die per­fek­te Fas­sung zu fin­den, die auch den nöti­gen Cha­rak­ter und Glanz lie­fert. Solch eine rei­ne, hei­li­ge und den­noch fei­er­li­che Weih­nachts­stim­mung klang­lich zu erzeu­gen, ist an einem früh­lings­haf­ten Febru­ar­tag im Jahr 2019, umge­ben von moderns­ter Tech­nik, natür­lich nicht gera­de ein­fach und so muss­ten zahl­rei­che Vari­an­ten aus­pro­biert wer­den. In einem Kon­zert sind klei­ne­re Feh­ler schnell ver­ges­sen und gehö­ren viel­leicht auch ein­fach dazu, auf einer CD soll­ten sie natür­lich auf kei­nen Fall lan­den, egal wie klein­lich es in man­chen Momen­ten wirkt.

Pünkt­li­cher als geplant, da der Sound­check am Frei­tag schnell ging und bereits zwei Sät­ze auf­ge­nom­men wer­den konn­ten, waren die Auf­nah­men am Sams­tag­abend been­det und nur die Solis­tin­nen muss­ten noch für ein paar Stro­phen blei­ben. Das war natür­lich auch der wochen­lan­gen Vor­ar­beit zu ver­dan­ken. In den Pro­ben und Stimm­bil­dungs­stun­den wur­de Gesangs­tech­nik gepaukt, aber auch Aus­druck und Cha­rak­ter kamen nicht zu kurz. Die Tex­te wur­den über­setzt und bespro­chen, Gedan­ken dazu aus­ge­tauscht und The­men wie der bibli­sche Kin­der­mord durch König Hero­des oder die Ver­kün­dung der Geburt Jesu durch Erz­engel Gabri­el dis­ku­tiert. Am Diens­tag vor den Auf­nah­men wur­de auch der Aus­spra­che noch ein letz­ter Schliff gege­ben, unter­stützt durch die Mut­ter­sprach­le­rin Dr. Cyn­thia Dyre-Moellenhoff.

Es war eine tol­le Erfah­rung die Abläu­fe einer sol­chen Auf­nah­me ken­nen­ler­nen zu dür­fen und noch prä­zi­ser als ohne­hin schon zu arbei­ten. Jedes Atem­ho­len, jede noch so kur­ze Note, jeder Vokal muss­te per­fekt sit­zen. Ein Erleb­nis, das den Zusam­men­halt des Cho­res stärk­te ob nun am Mit­bring­buf­fet, beim Auf- und Abbau oder bei der Zusam­men­stel­lung der Beset­zun­gen und der Ver­ga­be der Soli.

Nach einem for­dern­den Wochen­en­de geht es im März mit dem letz­ten Auf­nah­me­ter­min wei­ter. Bis dahin müs­sen noch eini­ge Weih­nachts­lie­der des zeit­ge­nös­si­schen Kom­po­nis­ten Bob Chil­cott poliert werden!

Titelfoto: CHUTTERSNAP
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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