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Kerzenlicht leuchtet im Dunkeln

VON CONNY SCHOLZ

Weih­nach­ten ist inzwi­schen so was von "Schnick­schnack"... Noch 'ne Ker­ze und noch eine, dann gibt es kol­lek­ti­ves Schrott­wich­teln mit Fami­li­en­stress oder heil(ig)em Schein. Weih­nach­ten ist wirk­lich son­der­bar gewor­den. Lite­ra­tur, Kunst und Musik sind drei der weni­gen Mög­lich­kei­ten, irgend­ei­ne Form von Ästhe­tik oder inhalt­li­cher Trag­wei­te wie­der neu her­zu­stel­len und zu bewah­ren. Die­sem Antrieb fol­gend gestal­tet die Scho­la Can­torum tra­di­tio­nell kurz vor dem vier­ten Advent ein Weih­nachts­kon­zert in der Leip­zi­ger Peters­kir­che – einem beein­dru­cken­den, schwar­zen Sakral­bau, der fast wie eine 88 Meter hohe, neu­go­ti­sche Kle­cker­burg anmu­tet. 

Pas­send zur Win­ter­son­nen­wen­de begann alles mit dem Ein­zug von Mäd­chen- und Frau­en­chor bei Ker­zen­licht. Fein­füh­lig, sanft, nicht über­trie­ben insze­niert, alles mit Bedacht, zudem pro­fes­sio­nell – vor allem die jun­gen Solis­tin­nen. Strah­lend das "Glo­ria" und auch "Maria durch ein Dorn­wald ging". Es misch­te sich tra­di­tio­nel­les Lied­gut mit moder­nen Wer­ken, deren Tex­te aus dem 15. und 16. Jahr­hun­dert stam­men. Nichts wirk­te alt­ba­cken oder auf­ge­wärmt son­dern weih­nacht­lich neu geboren.

Har­fen­so­li und Beglei­tun­gen von Chris­ti­na Engel­ke umgarn­ten zart besai­tet die knapp 900 Lau­schen­den. Aya Kuge­le am Flü­gel spiel­te mit den Sän­ge­rin­nen – sen­si­bel, füh­rend, berei­chernd. Und Mar­cus Fried­rich? Fast tän­ze­risch diri­gie­rend kre­ierte er aus Chor, Raum und Licht ein Gesamt­werk, das sich an die Zuhö­rer sanft anschmieg­te – geformt aus Stil­le und Stim­me. Irgend­wann las­sen sich alle in die Musik fal­len – wer­den von ihr getragen.

Viel Arbeit und umfang­rei­che Vor­be­rei­tun­gen ste­cken hin­ter solch einem Kon­zert­abend – nicht nur musi­ka­lisch. Da wol­len Beleuch­tung, Stüh­le und Podes­te zurecht­ge­rückt, Flü­gel und Har­fen bewegt wer­den... Ein gro­ßer Dank sei an alle lie­ben Hel­fe­rin­nen und Hel­fern und den Freun­des­kreis Scho­la Can­torum Leip­zig gesagt. Hier wird mög­lich, was unmög­lich erscheint: wah­re Verzauberung.

Musik kann erleuch­ten. Beson­ders an die­sem Abend. Weih­nach­ten ist ja inzwi­schen ein sehr dehn­ba­rer Begriff, hat aber einen kla­ren Kern: Das Licht in der tiefs­ten Nacht. Durch ein Kind, einen Stern, ein Geschenk, einen lie­ben Men­schen oder einen musi­ka­li­schen Lichterschein.

Möge das Licht, wel­ches durch Eure Musik und einen sol­chen Abend in uns zu leuch­ten beginnt, mög­lichst lan­ge bren­nen. Gro­ßer Dank an alle!

Titelfoto: Tim Umphreys
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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