Skip to content
Mittelalterliche Notenhandschrift
Mittelalterlicher Wasserspeier, der sich den großen Zeh in den Mund steckt
Mittelalterlicher Kreuzgang im Nachmittagslicht
Innenansicht der Fensterrose von Notre-Dame de Paris
Gothischer Chorraum der Kathedrale Beauvais
Gothischer Chorraum der Kathedrale von Chartres
Steinmetzarbeiten am Eingangsportal des Kölner Doms
Der lichtdurchflutete Chorraum der Sainte-Chapelle Paris
Außenansicht der Fensterrose von Notre-Dame de Paris
Mittelalterliche NotenhandschriftMittelalterlicher Wasserspeier, der sich den großen Zeh in den Mund stecktMittelalterlicher Kreuzgang im NachmittagslichtInnenansicht der Fensterrose von Notre-Dame de ParisGothischer Chorraum der Kathedrale BeauvaisGothischer Chorraum der Kathedrale von ChartresSteinmetzarbeiten am Eingangsportal des Kölner DomsDer lichtdurchflutete Chorraum der Sainte-Chapelle ParisAußenansicht der Fensterrose von Notre-Dame de Paris

Dass Musik mehr­stim­mig ist, ist für uns eine Nor­ma­li­tät. Aber auch die Mehr­stim­mig­keit muss­te sich erst ent­wi­ckeln. Für die­se Ent­wick­lung war vor allem Frank­reich als kul­tu­rel­le Hoch­burg des Mit­tel­al­ters von ent­schei­den­der Bedeutung.

Musikgeschichte(n) aus der Quarantäne

  • Zusammenfassung 

    Dass Musik mehr­stim­mig ist, ist für uns eine Nor­ma­li­tät. Aber auch die Mehr­stim­mig­keit muss­te sich erst ent­wi­ckeln. Für die­se Ent­wick­lung war vor allem Frank­reich als kul­tu­rel­le Hoch­burg des Mit­tel­al­ters von ent­schei­den­der Bedeutung.

  • Wer hat's gemacht? 

    Die­ser Arti­kel wur­de mit ♥ für Euch ver­fasst von Hen­ri­et­te. Hen­ri­et­te stu­dier­te Musik­wis­sen­schaf­ten in Wei­mar sowie klas­si­schen Gesang in Leip­zig und ist als frei­schaf­fen­de Sän­ge­rin tätig. Wäh­rend des C(h)orona-Shutdowns unter­stützt sie die Scho­la Can­torum mit Bei­trä­gen zur Musik­ge­schich­te und beweist dabei: Wis­sen­schaft ist alles ande­re als graue Theorie!

  • Lesedauer 

    Lese­dau­er: 12 Minu­ten • Musik­bei­spie­le: 25 Minuten

4. Kapitel: Die Mehrstimmigkeit im Mittelalter

  • Mehrstimmigkeit und Schriftlichkeit als Alleinstellungsmerkmale 

    Die Mehr­stim­mig­keit ent­wi­ckel­te sich im euro­päi­schen Raum ver­mut­lich durch das Zusam­men­tref­fen der gre­go­ria­ni­schen und der ger­ma­ni­schen Musik (nörd­lich der Alpen) im Zuge der christ­li­chen Mis­sio­nie­rung. Wäh­rend die gre­go­ria­ni­sche als eine hori­zon­ta­le, auf der Melo­die basier­te Musik beschrie­ben wer­den muss, war die ger­ma­ni­sche eher eine ver­ti­ka­le, am Klang ori­en­tier­te. Die unter­schied­li­chen Ansät­ze des Musi­zie­rens ver­schmol­zen mit­ein­an­der und bil­de­ten so die ers­ten For­men der Mehrstimmigkeit.

     

    Das erst­ma­li­ge Vor­han­den­sein einer Noten­schrift führ­te letzt­lich auch zur Ver­brei­tung und Ent­wick­lung der mehr­stim­mi­gen Musik in Euro­pa. Denn sie konn­te nicht nur sekun­där als “Gedan­ken­stüt­ze” gebraucht wer­den, son­dern auch pri­mär dazu die­nen, Musik zu erschaf­fen (“Kom­po­nie­ren” heißt “Zusam­men­set­zen” unter­schied­li­cher Stim­men, Töne...). Die Noten­schrift war auch Grund­la­ge der Musik­theo­rie, die im Mit­tel­al­ter zum all­ge­mei­nen Bil­dungs­ka­non gehör­te und natür­lich zur prak­ti­schen Musi­ker-Aus­bil­dung diente.

  • Das frühe Organum 

    Das frü­he Orga­num ist das ältes­te Zeug­nis der euro­päi­schen Mehr­stim­mig­keit. Die Haupt­quel­le für Orga­na sind musi­ka­li­sche Trak­ta­te, also Lehr­wer­ke. Sie bil­den die Musik­theo­rie und ‑pra­xis der dama­li­gen Zeit ab und zei­gen, wie man “rich­tig” zwei­stim­mig sin­gen soll. Die Grund­la­ge für eine zwei­te Stim­me ist übri­gens immer der “Can­tus fir­mus”, der “fes­te Gesang”, also die eigent­li­che Melo­die eines Cho­rals. Das wich­tigs­te und frü­hes­te Trak­tat ist die “Musi­ca enchi­ria­dis” aus dem 9. Jahr­hun­dert. Dort wer­den zwei Arten des Organums erwähnt und erklärt:

     

    1. Quint­or­ga­num: Zu dem Can­tus fir­mus (der Vox Prin­ci­pa­lis) kommt eine zwei­te Stim­me (die Vox Orga­na­lis) hin­zu, die genau die glei­che Melo­die singt, aller­dings eine Quin­te tie­fer. Dass in die­sem Bei­spiel teil­wei­se 4 Töne über­ein­an­der ste­hen, liegt dar­an, dass man sowohl die Vox Prin­ci­pa­lis als auch die Vox Orga­na­lis noch okta­vie­ren konnte.
    2. Quart­or­ga­num: Das Prin­zip ähnelt dem Quint­or­ga­num: Die Vox Orga­na­lis soll­te unter der Vox Prin­ci­pa­lis sin­gen (die­ses Mal aller­dings eine Quar­te tie­fer). Da dabei aller­dings ein Tri­to­nus ent­ste­hen konn­te (eine über­mä­ßi­ge Quar­te bzw. ver­min­der­te Quin­te – der “Diabo­lus in Musi­ca”, der “Teu­fel der Musik”), konn­ten auch Pri­men, Sekun­den und Ter­zen klingen.

     

    In spä­te­ren Trak­ta­ten wur­den noch ande­re Arten von Orga­na beschrie­ben. So wan­der­te zum Bei­spiel die Vox Orga­na­lis ÜBER die Vox Prin­ci­pa­lis (Mai­län­der Trak­tat), oder sie kreuz­ten und “schlän­gel­ten” sich um sich her­um (Stimm­kreuz­or­ga­num).

     

    Das soge­nann­te “Win­ches­ter-Tro­par” aus dem 11. Jahr­hun­dert ist die ers­te Samm­lung von Orga­na (außer­halb eines musi­ka­li­schen Lehr­wer­kes). Im 12. Jahr­hun­dert ent­wi­ckel­te sich dann eine neue Art des Orga­na-Musi­zie­rens, die in Hand­schrif­ten aus dem Klos­ter Saint Mar­ti­al in Frank­reich über­lie­fert ist: War bis­her jeder Note eine Note gegen­über­ge­stellt (Discan­tus­fak­tur) konn­ten jetzt auch einer Note des Can­tus fir­mus meh­re­re Noten gegen­über­ste­hen (Hal­te­ton­fak­tur). Das ging so weit, dass man den Can­tus fir­mus (die eigent­li­che Melo­die) gar nicht mehr als Melo­die wahr­neh­men konn­te, weil sie so sehr gedehnt war.  In der Samm­lung von Saint-Mar­ti­al fin­den wir auch das fol­gen­de, schö­ne Bei­spiel für die Hal­te­ton­fak­tur: Der Frau­en­chor singt ein­stim­mig den Can­tus fir­mus, eine Solis­tin singt die Vox Organalis.

     

     

    Gesun­gen wur­den Orga­na zu bestimm­ten Fest­ta­gen und zur Aus­schmü­ckung des Got­tes­diens­tes. Den­noch waren sie nicht für den “Genuss” gedacht, son­dern um Gott höhe­re Ehre zu erweisen.

  • Notre Dame (1163–1250)

    Am 15. und 16. April 2019 brann­te in Paris die Kathe­dra­le “Not­re Dame”. Nicht nur die Pari­ser, son­dern die gan­ze Welt war scho­ckiert. Inter­na­tio­na­le Anteil­nah­me und ein mas­si­ves Spen­den­auf­kom­men folg­ten. Denn nicht nur als her­aus­ra­gen­des Bau­werk ist die­se Kir­che von Bedeu­tung: Die ers­te Epo­che der euro­päi­schen Musik­ge­schich­te wird mit ihr in Ver­bin­dung gebracht und ist des­we­gen auch nach ihr benannt. Eine der ent­schei­den­den Weg­mar­ken war, dass die Mehr­stim­mig­keit, die bis dahin vor allem im klös­ter­li­chen Betrieb gepflegt wor­den war, jetzt in Not­re Dame gesun­gen wur­de. Das hing mit der wach­sen­den poli­ti­schen Vor­macht­stel­lung von Paris sowie mit dem Neu­bau der Kathe­dra­le im goti­schen Stil (1163) zusam­men: In Paris kam es zu einer kul­tu­rel­len Blüte.

     

    Wur­de die Mehr­stim­mig­keit im Klos­ter vor allem in Tro­pen und Sequen­zen ein­ge­setzt, also in Musik, die nicht lit­ur­gisch war, hielt sie nun Ein­zug in die zen­tra­le Lit­ur­gie des Got­tes­diens­tes, so zum Bei­spiel in das Alle­luia und das Gra­dua­le. Wir haben es hier mit Musik zu tun, die ohne eine schrift­li­che Kon­zep­ti­on nicht denk­bar ist (weil nun nicht mehr nur zwei­stim­mig, son­dern sogar drei- und vier­stim­mig gesun­gen wur­de). Die ers­ten uns bekann­ten Kom­po­nis­ten stam­men aus die­ser Zeit, die man als ers­te wirk­li­che “Epo­che” bezeich­nen kann: Leo­nin und Perotin.

     

    • Leo­nin (ca. 1135–1204) schuf mit sei­nem “Magnus Liber Orga­ni de Gra­da­li et Anti­phona­rio” eine Samm­lung von selbst­kom­po­nier­ten, zwei­stim­mi­gen Orga­na. Bei ihm gibt es zwei Orga­num-For­men: Orga­nal­par­tien (der Can­tus fir­mus wird unend­lich zer­dehnt und die Vox Orga­na­lis singt aus­schmü­cken­de Melis­men) und Discan­tus­par­tien (die ursprüng­lich melis­ma­ti­sche Vox Prin­ci­pa­lis wird Note gegen Note gesetzt). Hier ein Bei­spiel für ein Leon­in­sches Orga­num als Organalpartie.

     

     

    • Pero­tin (ca. 1155–1220) bear­bei­te­te das “Magnus Liber” von Leo­nin und ent­wi­ckel­te das Orga­num durch Drei- und Vier­stim­mig­keit zu sei­ner Blü­te. Hier eine drei­stim­mi­ge Orga­nal­par­tie von Perotin.

     

     

    Bei bei­den Bei­spie­len füh­re man sich noch­mal vor Augen, dass die zu hören­den Lie­ge­tö­ne die eigent­li­che Melo­die bil­den. Durch ihre Deh­nung lässt die­se der ande­ren Stim­me (oder den ande­ren Stim­men) aber Mög­lich­kei­ten zur kunst­vol­len Aus­ge­stal­tung der Musik.

    In die­ser Epo­che hat auch die Gat­tung “Motet­te” ihre Wur­zeln. Sie ent­stand, indem man die zu einem Can­tus fir­mus hin­zu­kom­po­nier­ten Stim­men neu tex­tier­te. Im Anfangs­sta­di­um nahm man dafür Tex­te, die mit dem Can­tus fir­mus kor­re­spon­dier­ten, zuneh­mend gab es aber auch welt­li­che Tex­te. Die Blü­te­zeit soll­te die Motet­te aber erst in der Ars Anti­qua (ca. 1250–1320) und der Ars Nova im Frank­reich des 14. Jahr­hun­derts haben.

     

    Weil sich nun die Musik mehr- (und nicht nur zwei-)stimmig ent­wi­ckel­te, muss­te man ein Sys­tem ent­wi­ckeln, wie man den Rhyth­mus notie­ren konn­te. Bis­her konn­te man sich am Rhyth­mus des Tex­tes ori­en­tie­ren. Das war nun auf­grund der höhe­ren Kom­ple­xi­tät nicht mehr mög­lich. Es ent­stand die Modal­no­ta­ti­on, über wel­che die Web­sei­te mittelalter-recherche.de einen guten Über­blick bietet.

  • Ars Antiqua (ca. 1250–1320)

    In der Ars Anti­qua gewann die Motet­te wei­ter mehr an Bedeu­tung. Sie ent­wi­ckel­te sich immer wei­ter und nahm auch ste­tig neue For­men an. So sind bei­spiels­wei­se Wer­ke über­lie­fert, in denen jede Stim­me ihren eige­nen Text hat (zum Bei­spiel die “Tri­pel­mo­tet­te”). Oft fin­den wir nicht nur unter­schied­li­che Tex­te, son­dern sogar ver­schie­de­ne Spra­chen in einer Kom­po­si­ti­on. Neu war nun, dass die Motet­te einem (musi­ka­lisch) gebil­de­ten Publi­kum vor­ge­tra­gen wur­de, somit dem Musik­ge­nuss dien­te und nicht mehr nur der Ehre Got­tes. Sie erreich­te damit sozu­sa­gen eine Berech­ti­gung in sich selbst. Die­se Ent­wick­lung wur­de auch dadurch unter­stützt, dass die “Teno­res” (also die Melo­die) nicht mehr lit­ur­gisch sein muss­te, son­dern zuneh­mend auch welt­lich wur­de. Inhalt­lich ging es nun vor allem (auf fran­zö­sisch) um die Lie­be und um poli­ti­sche Miss­stän­de (dann meist auf Latein).

  • Ars Nova (Frankreich des 14. Jahrhunderts) 

    Ein Trak­tat von Phil­ipp de Vitry (1291–1361) gab der Epo­che ihren Namen “Neue Kunst”. Auch der Name “Ars Anti­qua” ent­stammt die­sem Trak­tat (die “alte” in Abgren­zung zu der “neu­en” Kunst). Die fran­zö­si­sche Musik war weg­wei­send für die euro­päi­sche Musik. In weni­gen Jah­ren voll­zo­gen sich hier bedeu­ten­de Ent­wick­lun­gen. Durch die Wei­ter­ent­wick­lung der Men­su­ral­no­ta­ti­on konn­ten kom­pli­zier­te­re Rhyth­men auf­ge­schrie­ben und kom­po­niert wer­den. Damit ein­her ging, dass die Kom­po­si­tio­nen immer kunst­vol­ler wur­den und somit auch ein­zig­ar­ti­ger und unver­wech­sel­ba­rer. Immer mehr wur­den sie zu eigen­stän­di­gen “Kunst­wer­ken”, lös­ten sich also von ihrer ursprüng­li­chen Funk­ti­on. Die Bedeu­tung des Kom­po­nis­ten bekam dadurch auch einen höhe­ren Stellenwert.

     

    Die Mehr­stim­mig­keit wur­de jetzt nicht nur auf die “beson­de­ren” Mess­tex­te ange­wandt, son­dern auch auf die, die bei jedem Got­tes­dienst als “Ordi­na­ri­um Mis­sae” gesun­gen wur­den, was zur Fol­ge hat­te, dass in den Kir­chen viel mehr gesun­gen wur­de. Die wohl bedeu­tends­te Mess­kom­po­si­ti­on die­ser Zeit ist die vier­stim­mi­ge “Mes­se de Not­re Dame” von Guil­laume de Mach­aut (1300–1377), im Fol­gen­den ein­ge­rich­tet zum Mit­le­sen der ori­gi­na­len Notation.

     

     

    Im Hin­blick auf die Nota­ti­on der Musik muss ein Aspekt unbe­dingt erwähnt wer­den: Die drei­fa­che Unter­tei­lung eines Noten­wer­tes und eines Tak­tes wur­de in die­ser Epo­che als “per­fekt” bezeich­net, denn sie stand für die hei­li­ge Drei­fal­tig­keit (Vater, Sohn und hei­li­ger Geist). Und obwohl bereits längst auch die “imper­fek­te” Unter­tei­lung (also eine, die man durch zwei tei­len kann) üblich war,  wur­de das “Tem­pus imper­fek­tum” neben dem “Tem­pus per­fek­tum” nun gleich­be­rech­tigt ver­wen­det. Die ver­wen­de­te Men­sur muss­te nur gekenn­zeich­net wer­den: Per­fekt mit einem Kreis, imper­fekt mit einem Halb­kreis. Daher kommt das für den 4/4‑Takt heu­te noch übli­che “C” am Anfang der Notenzeile.

     

    In der auch für die Ars Nova wich­tigs­ten Gat­tung “Motet­te” fand eine wei­te­re Ver­än­de­rung statt: Es ent­wi­ckel­te sich Iso­rhyth­mie als Gestal­tungs­prin­zip. Wie in bei­na­he jeder Ent­wick­lung liegt auch die­sem Prin­zip erst ein Pro­blem zugrun­de: Der Tenor (also die Grund­me­lo­die der Motet­te) war manch­mal nicht lang genug, um durch das gan­ze Stück erklin­gen zu kön­nen. Des­halb wur­de er wie­der­holt. Das konn­te in unter­schied­li­cher Art und Wei­se pas­sie­ren: Ent­we­der wur­de die Melo­die wie­der­holt (“Color”) oder/und der Rhyth­mus (“Talea”). Ent­we­der deck­ten sie sich oder sie über­schnit­ten sich. Das heißt eine “Color” kann in unter­schied­li­chen “Taleae” vor­kom­men. Es erga­ben sich unend­lich vie­le Kom­bi­na­tio­nen und den­noch hat­te man wahr­schein­lich oft das Gefühl, etwas schon zu kennen.

     

    Außer der Motet­te waren welt­li­che Lied­sät­ze in Ars Nova von gro­ßer Bedeu­tung: die Bal­la­de, das Vire­lai und das Ron­deau. Auch der “Hoque­tus” (eine Kom­po­si­ti­ons­tech­nik), wur­de in die­ser Zeit häu­fig ver­wen­det. Die Melo­die wur­de auf meh­re­re Stim­men ver­teilt, sodass ver­schie­de­ne Stim­men für abwech­seln­de Melo­die­ab­schnit­te ver­ant­wort­lich waren. Das Klang­bild, das sich ergab, erin­nert an einen Schluck­auf (Hoque­tus).

     

     

    Neben der fran­zö­si­schen spiel­te auch die Musik Ita­li­ens und Eng­lands eine wich­ti­ge Rol­le. Die ita­lie­ni­sche Musik des 14. Jahr­hun­derts (das “Tre­cen­to”) ist vor allem für die Gat­tung “Madri­gal” bekannt. Ein mehr­stim­mi­ges, welt­li­ches und ita­lie­nisch­spra­chi­ges Vokal­stück, das poli­ti­sche, sati­ri­sche und auch ero­ti­sche Stof­fe behan­del­te. Die Bedeu­tung Eng­lands für die mehr­stim­mi­ge Musik der Ars Nova liegt ein­deu­tig in der klang­li­chen Bevor­zu­gung von Ter­zen und Sex­ten (eigent­lich die unge­lieb­ten “imper­fek­ten” Kon­so­nan­zen) zwi­schen den Stim­men. Dadurch ergab sich nicht nur ein ande­rer Klang, die Fol­ge waren auch ande­re Satz­tech­ni­ken: Der Tausch der Stim­men war mög­lich, ohne nach dama­li­gem Ver­ständ­nis einen Satz­feh­ler zu bege­hen. So ent­stan­den Gat­tun­gen wie der Kanon oder das Rondell.

     

Literaturverzeichnis & Quellen

  • Egge­brecht, Hans Hein­rich: Musik im Abend­land, S. 136–148
  • Wör­ner, Karl Hein­rich: Geschich­te der Musik, Göt­tin­gen 1993, S. 82–120
  • Fotos: Mitya Iva­nov, Ben­no Klandt, Ste­pha­nie LeBlanc, Pixabay
An den Anfang scrollen