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Völkerschlachtdenkmal Leipzig bei Nacht

EINDRÜCKE VON CONNY SCHOLZ

Das Leip­zi­ger Völ­ker­schlacht­denk­mal mit sei­nem vor­ge­la­ger­ten "See der Trä­nen" beein­druckt auch so… Aber DAS haben die impo­san­ten, stei­ner­nen Krie­ger wohl sel­ten gehört. Anto­nio Vival­dis "Glo­ria in D" und weih­nacht­li­che Chor­mu­sik aus ver­schie­de­nen Jahr­hun­der­ten wur­den vom Jugend­chor der Rudolf-Hil­de­brand-Schu­le Mark­klee­berg und dem Kam­mer­chor der Scho­la Can­torum Leip­zig auf­ge­führt. Die bei­den Chö­re, die in die­ser Form erst­mals gemein­sam musi­zier­ten, wur­den von Leev­ke Ham­bach (Sopran), Eti­en­ne Walch (Alt­us) sowie Instru­men­tal­so­lis­ten aus Leip­zi­ger Orches­tern begleitet.

Jeweils mit fei­nem Zim­bel­klang eröff­net, reih­ten sich Weih­nachts­wei­sen und das gro­ße "Glo­ria" per­len­ar­tig anein­an­der. Ein beein­dru­cken­des "Maria durch ein Dorn­wald ging" pass­te eben­so wie die Stim­mung unter den etwa 500 dicht gedräng­ten Besu­chern zu "Maria Emp­fäng­nis", wel­che heu­te nicht nur den Kalen­der zier­te. Kin­der spiel­ten "Lei­se­ball", man­che saßen auf den Zehen stein­ge­wor­de­ner Toten­wäch­ter und ande­re – die Jacke unter dem Kopf – genos­sen lie­gend das Wun­der­werk aus Musik und Architektur.

Unter der Lei­tung von Sven Küh­nast fing das Völ­ker­schlacht­denk­mal an zu schwin­gen, zu klin­gen und fast von selbst an zu sin­gen. Vor allem die unglaub­lich kla­ren und lei­sen Töne umspiel­ten Publi­kum und Por­phyr-Skulp­tu­ren, kro­chen unter die Win­ter­ja­cken und wärm­ten, wie ein war­mer Hauch das Inne­re. Die rie­si­ge Kup­pel ist schall­freu­dig – erzeugt einen bestän­di­gen Nach­hall, den ein Musi­kus erst ein­mal beherr­schen muss, sonst über­schla­gen und durch­mi­schen sich die Töne. Aber Sven Küh­nast ist orts­kun­dig und hat hier schon vie­le Kon­zer­te diri­giert. Mit die­sem Erfah­rungs­schatz ver­or­te­te er den Klang der Musik mal oben in der Kup­pel, mal unten in der Kryp­ta. Das Publi­kum schien selig zu erstar­ren: Kein Hüs­teln, kein Rascheln und geklatscht wur­de ganz am Ende – eine beson­de­re Wür­de lag in der Luft. Den Künst­lern gelang es, das Völ­ker­schlacht­denk­mal sei­nes his­to­ri­schen Bodens zu ent­he­ben und einen neu­em Geist aus­at­men zu las­sen. Anna, eine Zufalls­be­su­che­rin aus Ungarn, bemerk­te: "Es ist schön, dass sol­che Orte nicht nur tot sind..." Wie wahr!

Irgend­wann sit­ze ich auf den Denk­mal­stu­fen, Leip­zigs weih­nacht­li­ches Flim­mer­licht im Ange­sicht und ein gran­dio­ses "Glo­ria" im Rücken und den­ke: Über Musik, kann man nicht schrei­ben, man muss sie hören... Und ich wet­te, der eine oder ande­re stei­ner­ne Krie­ger hat bei man­chem fei­nen Ton still und heim­lich geweint… eine Sandsteinträne.

Titelfoto: Grit Hartung
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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