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Herzlich willkommen!

Die Schola Cantorum (zu Deutsch: Singschule) wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von über 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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Schola Cantorum Leipzig: Standort
Darstellung Des Sängerwettstreits Im Sängersaal Auf Der Wartburg
Romanische Säulenkapitelle In Der Klosterkirche Ilsenburg
Romanische Säulenkapitelle Im Dom Zu Speyer
Mittelalterliche Notenhandschrift
Mittelalterliche Darstellung Einer Madonna Mit Christuskind Und Heiligen
Innenansicht Des Kaiserdoms Speyer Im Nachmittagslicht
Mittelalterliche Darstellung Der Heiligen Benedikt, Laurentius, Gregorius Und Johannes Des Täufers
Mittelalterliche Handschrift
Mittelalterliches Wandfresko Mit Klosterszenen
Darstellung Des Sängerwettstreits Im Sängersaal Auf Der WartburgRomanische Säulenkapitelle In Der Klosterkirche IlsenburgRomanische Säulenkapitelle Im Dom Zu SpeyerMittelalterliche NotenhandschriftMittelalterliche Darstellung Einer Madonna Mit Christuskind Und HeiligenInnenansicht Des Kaiserdoms Speyer Im NachmittagslichtMittelalterliche Darstellung Der Heiligen Benedikt, Laurentius, Gregorius Und Johannes Des TäufersMittelalterliche HandschriftMittelalterliches Wandfresko Mit Klosterszenen

Durch die Ver­brei­tung des Chris­ten­tums und das ver­mehr­te schrift­li­che Fest­hal­ten von Melo­dien und Tex­ten nimmt die abend­län­di­sche Musik­ge­schich­te auf ein­mal gehö­rig Fahrt auf – vor­erst in der Form des ein­stim­mi­gen Gesangs.

Musikgeschichte(n) aus der Quarantäne

  • Zusammenfassung 

    Durch die Ver­brei­tung des Chris­ten­tums und das ver­mehr­te schrift­li­che Fest­hal­ten von Melo­dien und Tex­ten nimmt die abend­län­di­sche Musik­ge­schich­te auf ein­mal gehö­rig Fahrt auf – vor­erst in der Form des ein­stim­mi­gen Gesangs.

  • Wer hat's gemacht? 

    Die­ser Arti­kel wur­de mit ♥ für Euch ver­fasst von Hen­ri­et­te. Hen­ri­et­te stu­dier­te Musik­wis­sen­schaf­ten in Wei­mar sowie klas­si­schen Gesang in Leip­zig und ist als frei­schaf­fen­de Sän­ge­rin tätig. Wäh­rend des C(h)orona-Shutdowns unter­stützt sie die Scho­la Can­torum mit Bei­trä­gen zur Musik­ge­schich­te und beweist dabei: Wis­sen­schaft ist alles ande­re als graue Theorie!

  • Lesedauer 

    Lese­dau­er: 7 Minu­ten • Musik­bei­spie­le: 8 Minuten

3. Kapitel: Einstimmigkeit im Mittelalter

  • Die Musik der Ur-Kirche 

    Ab dem Jah­re 70 nach Chris­tus begann sich das jun­ge Chris­ten­tum von einer klei­nen Sek­te zu einer füh­ren­den geis­ti­gen Macht der Spät­an­ti­ke zu ent­wi­ckeln, bis es im Jahr 391 sogar Staats­re­li­gi­on im Römi­schen Reich wur­de. Die­se Ent­wick­lung spie­gel­te sich natür­lich auch in der Musik wider. Als Keim­zel­len der früh­christ­li­chen Musik müs­sen die (im Kapi­tel "Die grie­chi­sche Musik" bespro­che­ne) Musik­pra­xis des anti­ken Mit­tel­meer­rau­mes und die jüdi­sche Tem­pel­mu­sik gel­ten. Anders als im jüdi­schen Got­tes­dienst wur­den im christ­li­chen Pen­dant von Anfang an Instru­men­te aus­ge­schlos­sen. Des­halb kon­zen­trier­te man sich auf den Gesang. Es wur­den vor allem Hym­nen (neu­ge­dich­te­te Lob­ge­sän­ge) und Psal­men in ara­mä­isch (die Spra­che von Chris­tus) und syrisch ein­stim­mig auf­ge­führt. Erst ab dem vier­ten Jahr­hun­dert, als das Chris­ten­tum Staats­re­li­gi­on in Rom wur­de, fin­den wir Hin­wei­se auf latei­ni­sche Tex­te. Es gab im Wesent­li­chen zwei Arten des musi­ka­li­schen Vortrags:

     

    • der respon­so­ri­sche Vor­trag (ein Solist singt vor, ein Chor antwortet)
    • der anti­pho­ne Vor­trag (Wech­sel zwi­schen zwei Chorhälften)

     

    Lei­der gibt es sonst aus die­ser Zeit kei­ne erhal­te­ne Auf­zeich­nung von Musik, son­dern nur schrift­li­che Berich­te. Der Papy­rus Oxy­r­hyn­chus XV 1786 ist das ältes­te erhal­te­ne Manu­skript eines christ­li­chen Hym­nus. Auf der Vor­der­sei­te befin­det sich eine Rech­nung über Getrei­de aus der ers­ten Hälf­te des drit­ten Jahr­hun­derts. Die Rück­sei­te (Foto) ent­hält fünf Zei­len eines Hymnus.

     

    POxy 1786.jpg
    Foto: Frag­ment von POxy 1786, via Wiki­me­dia Commons

  • Der gregorianische Choral 

    "Der gre­go­ria­ni­sche Cho­ral ist die ers­te gro­ße musi­ka­lisch-künst­le­ri­sche Leis­tung des Chris­ten­tums und zugleich die ältes­te, bis heu­te leben­dig geblie­be­ne musi­ka­li­sche Kunst­form des Abend­lan­des." Prä­gnan­ter als Musik­for­scher Karl Hein­rich Wör­ner kann man es wohl nicht aus­drü­cken. Wie­viel Papst Gre­gor I. (gestor­ben 604) wirk­lich mit der "Erfin­dung" des Cho­rals zu tun hat, ist nicht belegt, auf jeden Fall fällt des­sen Ent­ste­hung in sei­ne Zeit. Der gre­go­ria­ni­sche Cho­ral war des­halb so erfolg­reich, weil ihn die Sän­ger­schu­len (übri­gens nach Vor­bild der von Gre­gor gegrün­de­ten Scho­la Can­torum in Rom) und die Mön­che mit der fort­schrei­ten­den Chris­tia­ni­sie­rung in ganz Euro­pa ver­brei­te­ten. Er ist ein ein­stim­mi­ger Gesang ohne Instru­men­tal­be­glei­tung. Gesun­gen wur­den (und wer­den) Mess­ge­sän­ge (im Got­tes­dienst) und Offi­zi­en­ge­sän­ge im Tages­ab­lauf der Mön­che (von lat. offi­ci­um "Dienst, Oblie­gen­heit, Pflicht, Amt"). Es gibt dabei zwei Arten des Vortrags:

     

    1. Accen­tus. Die schlich­ten Melo­dien wer­den nach vor­ge­ge­be­nen For­meln auf Basis des Tex­tes gebil­det, wobei wei­te Tei­le auf dem­sel­ben Ton syl­la­bisch gesun­gen werden.

     

     

    2.) Con­cen­tus. Der Melo­die wird gegen­über dem Text eige­ne Gel­tung ein­ge­räumt: In syl­la­bi­schen Melo­dien ist jeder Sil­be ein Ton zuge­ord­net. In neu­ma­ti­schen Melo­dien wer­den ein­zel­ne Sil­ben auf meh­re­re Töne ver­teilt. In melis­ma­ti­schen Melo­dien ist der Text nur noch Anlass für die Musik, bei der die Sil­ben in weit geschwun­ge­nen Melis­men auf vie­le Töne ver­teilt werden.

     

     

    Dem Ton­sys­tem des gre­go­ria­ni­schen Cho­rals liegt die Ton­lei­ter aus der grie­chi­schen Musik­theo­rie zugrun­de. Die Melo­dien wer­den auf­ge­baut nach dem Sys­tem der Kir­chen­ton­ar­ten. Wer sich dafür näher inter­es­siert, dem sei die Web­sei­te lehrklaenge.de empfohlen.

     

    Das christ­li­che Prin­zip der Mis­sio­nie­rung, also das Bestre­ben, ande­ren Völ­kern den Glau­ben nahe­zu­brin­gen, sorg­te dafür, dass die Noten­schrift erfun­den wur­de. In gewis­ser Wei­se war sie eine Art Gedan­ken­stüt­ze für Mis­sio­na­re und für die neu hin­zu gewon­ne­nen Chris­ten. Die ers­te Art der Nota­ti­on waren die Neu­men (von grie­chisch: “Wink”). Sie dien­te nur als Anhalts­punkt und gab kei­ne genau­en Ton­hö­hen wie­der, son­dern nur die Art der Melodiebewegung.

     

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    Foto: Intro­itus "Nos autem", aus: Codex Sangal­len­sis, ca. 1050 – 1060 nach Chris­tus; Stifts­bi­blio­thek Sankt Gal­lenvia Wiki­me­dia Commons

     

    Durch das Bestre­ben, die­se Neu­men­schrift ver­bind­lich und ästhe­tisch fest­zu­hal­ten, ent­stan­den Abwei­chun­gen von die­ser Noten­schrift, im zwölf­ten Jahr­hun­dert ins­be­son­de­re die Qua­drat­no­ta­ti­on, die sich bis heu­te für die Nota­ti­on des gre­go­ria­ni­schen Cho­rals durch­ge­setzt hat. Sie bedient sich schon eines Noten­li­ni­en­sys­tems und Schlüs­sels. Aller­dings bleibt auch hier die abso­lu­te Ton­hö­he den stimm­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des Sän­gers über­las­sen: Sie gibt nur die rela­ti­ven Inter­vall­ab­stän­de an. Auch die Nota­ti­on eines fes­ten, mess­ba­ren Rhyth­mus’ fin­det nicht statt.

     

    Quadratnotation Tu es deus.png
    Beginn des Gra­dua­le "Tu es Deus" in Qua­drat­no­ta­ti­on (Gra­dua­le Roma­n­um), via Wiki­me­dia Commons

  • Sequenzen und Tropen 

    Die Völ­ker nörd­lich der Alpen, die im Zuge der Chris­tia­ni­sie­rung auch den gre­go­ria­ni­schen Gesang über­nah­men, waren bestrebt, die­sen zu erwei­tern oder aus­zu­schmü­cken. So kamen neu­ge­dich­te­te Tex­te und neu-"komponierte" Musik hinzu.

     

    Man unter­schei­det zwi­schen Inter­po­la­ti­ons­tro­pen (Ein­fü­gen einer neu­en Melo­die ohne Text oder Ein­schub von neu­em Text mit einer neu­en Melo­die), Tex­tie­rung­s­tro­pen (nach­träg­li­che Tex­tie­rung von ein­ge­scho­be­nen Tönen bzw. Melo­dien) und der Sequenz (Tex­tie­rung des Schluss­me­lis­mas auf der End­sil­be des Wor­tes "Hal­le­luia").

     

    Tro­pen und Sequen­zen spie­len des­halb in der Musik­ge­schich­te eine so gro­ße Rol­le, weil sie die ers­ten krea­ti­ven, künst­le­ri­schen und vor allem schrift­li­chen Zeug­nis­se der abend­län­di­schen Musik dar­stel­len und die Grund­la­ge für die Ent­wick­lung der Mehr­stim­mig­keit bil­den. In die­sem Video kann man gut sehen, wie eine Sequenz aus­sieht und auch wie die Qua­drat­no­ta­ti­on gesun­gen wird.

     

  • Einstimmiger, religiöser, volkssprachlicher Gesang 

    Es gab neben dem latei­ni­schen Gesang auch kirch­li­che Lie­der, die in der Volks­spra­che, also zum Bei­spiel auf Deutsch gesun­gen wur­den. Wie sie sich ent­wi­ckelt haben (ob aus der Tex­tie­rung von latei­ni­scher Musik oder aus der Über­nah­me von welt­li­cher Musik) ist nicht geklärt. Von Regi­on zu Regi­on unter­schied sich auch deren Inhalt: Manch­mal waren es Lie­der, die in die Lit­ur­gie des Got­tes­diens­tes gehör­ten, manch­mal waren es aber auch sol­che mit refor­ma­to­ri­schen oder natio­na­len Inhal­ten. In Deutsch­land ent­stand die Gat­tung "Lei­se", die an das "Kyrie elei­son" (Herr, erbar­me dich) im Got­tes­dienst ange­hängt wur­de. Die ers­te "Lei­se" und damit das ers­te deut­sche Kir­chen­lied war das "Petrus-Lied".

     

     

    Deut­sche Kir­chen­lie­der ent­stan­den auch durch die Über­set­zung von latei­ni­schen "Can­ti­os" oder Hym­nen. Manch­mal ver­schmisch­ten sich dabei auch latei­ni­sche und deut­sche Tex­te: Wir alle ken­nen das Weih­nachts­lied "In dul­ci Jubilo".

  • Einstimmige, weltliche Musik 

    Dass die geist­li­che Musik frü­her als die Welt­li­che doku­men­tiert wur­de, lag an den Chris­tia­ni­sie­rungs-Bestre­bun­gen der Kir­che und der reli­giö­sen Bedeu­tung der Musik. Natür­lich gab es schon immer auch welt­li­che Musik, jedoch ist die­se erst seit dem elf­ten Jahr­hun­dert auch schrift­lich belegt. Wahr­schein­lich ist dies der zuneh­men­den Bedeu­tung des Rit­ter­tums zu ver­dan­ken. Durch das wach­sen­de Stan­des­be­wusst­sein sahen die Rit­ter ihre Musik als wich­ti­ge Kunst­form an, die es wert war, fest­ge­hal­ten zu wer­den. In Deutsch­land ent­wi­ckel­te sich (beein­flusst von den fran­zö­si­schen Trou­vè­res und Trou­ba­dours) der Min­ne­sang als eigen­stän­di­ge Kunst­form. Der Sän­ger war dabei meis­tens auch der Dich­ter der Tex­te und der Erfin­der der Musik. Inhalt­lich ging es im höfi­schen Min­ne­sang vor allem um das Wer­ben von Frau­en ("Min­ne" bedeu­tet “Lie­be"). Aber auch poli­ti­sche oder reli­giö­se The­men spiel­ten eine Rol­le. Beglei­tet wur­de der ein­stim­mi­ge Gesang von Instru­men­ten wie der Har­fe und gesun­gen wur­de auf Deutsch. Als berühm­tes­te Min­ne­sän­ger gel­ten Walt­her von der Vogel­wei­de (um 1170–1228), Rein­mar von Hage­nau (gestor­ben 1205) und Oswald von Mor­gen­stein (1377–1445). Einen schö­nen Über­blick über die­ses The­ma bie­tet die Web­sei­te wikis.fu-berlin.de.

Literaturverzeichnis & Quellen

  • Fotos: Mark Ras­mus­on, Mar­cus Fried­rich, Pixabay
  • Wör­ner, Karl Hein­rich: Geschich­te der Musik, Göt­tin­gen 1993, S. 31–81
  • Fres­ko "Der Sän­ger­krieg" (1855) von Moritz von Schwind mit Walt­her von der Vogel­wei­de (Foto: Wolf­gang Sau­ber, via Wiki­me­dia Com­mons)
  • Madon­na mit Chris­tus­kind und Hei­li­gen (Foto: The Yorck Pro­ject (2002), 10.000 Meis­ter­wer­ke der Male­reivia Wiki­me­dia Com­mons)
  • Sei­te "Accen­tus". In: Wiki­pe­dia, Die freie Enzy­klo­pä­die. Bear­bei­tungs­stand: 16. Novem­ber 2017, 13:16 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Accentus (Abge­ru­fen: 18. April 2020, 08:29 UTC)
  • Sei­te "Con­cen­tus". In: Wiki­pe­dia, Die freie Enzy­klo­pä­die. Bear­bei­tungs­stand: 4. Okto­ber 2016, 21:57 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Concentus (Abge­ru­fen: 18. April 2020, 08:31 UTC)
  • Altar­ta­fel von San Zeno in Vero­na: Hl. Bene­dikt, Hl. Lau­ren­ti­us, Hl. Gre­go­ri­us und Hl. Johan­nes der Täu­fer (Foto: The Yorck Pro­ject (2002), 10.000 Meis­ter­wer­ke der Male­rei, via Wiki­me­dia Com­mons)
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