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Die Schola Cantorum (zu Deutsch: Singschule) wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von über 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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So licht und doch so schwer

VON REINHARD KALB
erschie­nen in der Nürn­ber­ger Zei­tung am 3. Dezem­ber 2019

NÜRNBERG. Nor­ma­ler­wei­se bevor­zugt man Brahms’ "Nänie" und das "Schick­sals­lied" zur Ein­stim­mung für sein "Deut­sches Requi­em". Am Sonn­tag aber grif­fen der Hans-Sachs-Chor und die Nürn­ber­ger Sym­pho­ni­ker auf die "Vier erns­ten Gesän­ge" als Ein­hei­zer zurück. Aber nicht für Kla­vier, son­dern in einer Orches­ter­fas­sung, die der Musik­päd­ago­ge Karl Micha­el Kom­ma (1913- 2012) erstellt hat­te. Das macht neu­gie­rig. Ver­stärkt Kom­ma den schrof­fen Cha­rak­ter die­ser Todes­me­di­ta­tio­nen? Oder über­malt er in neo­ro­man­ti­schem Duk­tus das Gesagte?

Weder noch: Sein lich­ter Orches­ter­satz betont natür­lich die tie­fen Lagen. Cel­li, Kon­tra­bäs­se, Fagott und Hör­ner grun­die­ren die Stim­me des Bass­ba­ri­tons Mar­kus Mar­quardt, las­sen ihr aber viel Luft und Frei­raum. Die Hör­bar­keit des Tex­tes ist bei Kom­ma obers­tes Gebot, so dass Mar­quardt, Ensem­ble­mit­glied der Sem­per­oper Dres­den, kei­ne Mühen hat, sich neben dem Orches­ter zu behaup­ten. Hät­te Brahms auch so orches­triert? Viel­leicht hät­te es bei ihm um eini­ge Nuan­cen pathe­ti­scher und düs­te­rer geklun­gen. Die Zurück­hal­tung bei Kom­ma macht sich gera­de im letz­ten Gesang, dem ein­zi­gen Hoff­nungs­schim­mer des Opus, posi­tiv bemerkbar.

Jetzt hät­te man bruch­los zum "Deut­schen Requi­em" über­lei­ten kön­nen. Doch nach kaum einer hal­ben Stun­de war schon Pau­se in der Meis­ter­sin­ger­hal­le – viel zu früh, da hät­te man ruhig noch "Nänie" oder das "Schick­sals­lied" brin­gen können.

Also zurück auf Kalt­start: Nach den "Vier erns­ten Gesän­gen" wir­ken die alt­tes­ta­men­ta­ri­schen Tex­te, die Brahms für sein "Deut­sches Requi­em" aus­ge­wählt hat­te, weni­ger schroff und bit­ter, eben­so ihre gesang­li­che Ver­mitt­lung. Die Sym­pho­ni­ker mit dem Hans-Sachs-Chor und der Scho­la Can­torum Leip­zig unter der stets sou­ve­rä­nen Lei­tung von Gui­do Johan­nes Rum­stadt set­zen musi­ka­li­sches Pathos nur dann ein, wenn es unbe­dingt erfor­der­lich ist, ver­ste­hen es aber, spe­zi­ell im drit­ten und sechs­ten Satz, Span­nung auf­zu­bau­en und behut­sam zum Höhe­punkt zu steigern.

Das Herz­stück und den Ruhe­pol bil­det Julia Grü­ters – sie reüs­siert im Opern­haus zur­zeit in der Titel­par­tie von Caval­lis Oper "La Calis­to" – Arie "Ihr habt nun Trau­rig­keit". An tie­fem Ernst steht sie dem pro­phe­ti­schen Duk­tus Mar­quardts in nichts nach. Nicht schril­le Ver­zweif­lung und Bet­teln um Gna­de, son­dern stil­le Selbst­er­kennt­nis – das ist der Ein­druck, den Brahms in sei­nem Requi­em ver­mit­telt. Und am Ende steht doch der Trost und der Aus­blick auf eine end­gül­ti­ge Har­mo­nie als letz­te Gewissheit.

Titelfoto: AbsolutVision
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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