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Herzlich willkommen!

Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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Unser Standort

Krakau bei Abenddämmerung

VON CASSANDRA KESKIN, SOPHIA BUHL UND LINA MÄRTENS

Tag 1 | Donnerstag, 10. Mai 2018

10:01 Uhr: Wir, Mäd­chen- und Frau­en­chor der Scho­la Can­torum Leip­zig, sind fern­ab jeg­li­cher Zivi­li­sa­ti­on mit dem Rei­se­bus auf dem Weg nach Kra­kau. 10:42 Uhr: Tap­fer kämp­fen wir uns vor­bei an Raps­fel­dern über die Auto­bahn. 11:13 Uhr: Die Was­ser­vor­rä­te wer­den noch eini­ge Stun­den rei­chen – hof­fen wir. 11:56 Uhr: Die Stim­mung ist ent­spannt und wird wei­ter gelo­ckert durch ein Polen-Quiz. 12:33 Uhr: Wir ste­hen im Stau, es geht nicht vor und nicht zurück! 14:24 Uhr: Die Was­ser­vor­rä­te wur­den auf­ge­füllt und auch die Essens­vor­rä­te schei­nen aus­zu­rei­chen. 14:26 Uhr: Auf­grund eines Miss­ge­schicks in der vor­letz­ten Rei­he neigt sich die Chips­ver­sor­gung dem Ende zu. 15:11 Uhr: Die Son­ne macht uns zu schaf­fen. Die klügs­ten Köp­fe nut­zen die Vor­hän­ge des Bus­ses. 16:20 Uhr: Gym­nas­tik auf dem Rast­stät­ten­park­platz beugt Lang­zeit­fol­gen des lan­gen Sit­zens vor. 18:36 Uhr: Der Stau nimmt kein Ende. 19:27 Uhr: Gemein­sa­mes Sin­gen lässt uns Mut und Hoff­nung auf eine Rück­kehr in die Zivi­li­sa­ti­on schöp­fen. 20:04 Uhr: Die Ankunft am Hos­tel Atlan­tis ist greif­bar, doch auch die Angst vor dem Schei­tern kurz vor dem Ziel wächst. 21:48 Uhr: Wir sit­zen auf unse­ren Bet­ten im Hos­tel am Ran­de des belieb­ten jüdi­schen Vier­tels und kön­nen es kaum fas­sen. Wir haben es über­lebt: Zwölf Stun­den iso­liert in einem Rei­se­bus. 23:15 Uhr: Alles schläft... Alles? Nein! Ein von unbeug­sa­men Sän­ge­rin­nen bevöl­ker­tes Zim­mer hört nicht auf, dem Schlaf Wider­stand zu leis­ten. Doch Dank des nach der Ankunft auf­ge­tisch­ten fröh­li­chen Abend­essens im Restau­rant Bazy­lia zeigt sich auch hier bald die Erschöp­fung deutlich.

Die gro­ße vier­tä­gi­ge Chor­rei­se ins schö­ne Kra­kau war seit Wochen im Mäd­chen- und Frau­en­chor der Scho­la Can­torum Leip­zig das wohl wich­tigs­te Gesprächs­the­ma gewe­sen. Etwa 9.30 Uhr star­te­te der Rei­se­bus von Leip­zig aus und auch stun­den­lan­ge Staus konn­ten die Vor­freu­de nicht bän­di­gen: Neben spon­ta­nen Gesangs­ein­la­gen kam es zu klei­nen Gym­nas­tik­run­den in den Pau­sen gegen ver­krampf­te Füße und einem vor­be­rei­ten­den Quiz zu Polen, sodass die Stim­mung trotz zwölf­stün­di­ger Fahrt nahe­zu aus­ge­las­sen wirk­te. Den­noch war es schön, am spä­te­ren Abend end­lich im Hos­tel Atlan­tis am Ran­de des belieb­ten jüdi­schen Vier­tels Quar­tier bezie­hen und das Abend­essen im nahe­ge­le­ge­nen Restau­rant Bazy­lia genie­ßen zu kön­nen und letzt­end­lich auch erschöpft zu Bett zu gehen, vol­ler Erwar­tun­gen an die nächs­ten drei Tage.

Tag 2 | Freitag, 11. Mai 2018

Nach einem aus­gie­bi­gen Früh­stück am Frei­tag­mor­gen, konn­te der Chor mit­tels einer Stadt­füh­rung bei schöns­tem Wet­ter den Wawel­hü­gel, den berühm­ten Dra­chen, das Papst­fens­ter, das Rat­haus, die Mari­en­kir­che und wei­te­re sehens­wer­te und geschichts­träch­ti­ge Wahr­zei­chen Kra­kaus ken­nen ler­nen. Nach der Erkun­dung des Markt­plat­zes und einem kur­zen, aber rüh­ren­den Ständ­chen im Rat­haus für den Bür­ger­meis­ter per­sön­lich gab es ein Mit­tag­essen im Restau­rant, wel­ches mit einer Mit­tags­pau­se been­det wur­de. Dar­auf­hin wid­me­te sich der Chor der Vor­be­rei­tung des Kon­zer­tes in der St. Laza­rus­kir­che, wel­ches um 18.00 Uhr begann und geist­li­ches sowie welt­li­ches Reper­toire aus ver­schie­dens­ten Epo­chen umfass­te. Der Erfolg konn­te danach mit tra­di­tio­nel­len Pirog­gen gefei­ert werden.

Mor­gen:
Aufstehen
fällt schwer
doch Früh­stück beflügelt
uns dann all­zu sehr.
Aufbruch.

Mit­tag:
Eindrücke
sam­mel­ten wir.
Wawel, Dra­chen, Rathaus.
Bür­ger­meis­ter zu Trä­nen gerührt.
Ständchen

Abend:
Konzert.
geist­lich, weltlich,
Kir­che Sankt Lazarus,
Pirog­gen, Gulasch, Pia­nist, Jazz,
Schlafen.

Gong
Hier ist das Ers­te Kra­kau­er Fern­se­hen mit den Nachrichten!
Guten Abend, mei­ne Damen und Herren.

Restau­rant Bazy­lia: Heu­te stürm­ten über 40 Chor­sän­ge­rin­nen aus Leip­zig ein klei­nes Restau­rant Kra­kaus, um dort aus­gie­big zu früh­stü­cken. Meh­re­re Eier­ku­chen wur­den ver­letzt. Eine Rück­kehr der Täter wäh­rend der Mit­tags­zeit wird erwartet.

Wawel: Zwei klei­ne­re Grup­pen von Leip­zi­ger Tou­ris­ten über­rann­ten heu­te wich­ti­ge Wahr­zei­chen Kra­kaus. Unser Kor­re­spon­dent berich­tet vor Ort: "Die Kra­kau­er Ein­woh­ner befin­den sich noch im Schock­zu­stand. Etwa 40 Frau­en und Mäd­chen besich­tig­ten den Wawel, die Kathe­dra­le, das Rat­haus und die Mari­en­kir­che und ver­brei­te­ten dabei gute Lau­ne. Die Poli­zei ermit­telt bereits wegen uner­hör­ter Auf­merk­sam­keit bei den Touristenführungen."

Rat­haus: Der Bür­ger­meis­ter emp­fing heu­te die Leip­zi­ger Scho­la Can­torum, wel­che ein spon­ta­nes Ständ­chen prä­sen­tier­te. Exper­ten sehen dar­in einen wich­ti­gen Schritt für die Wei­ter­ent­wick­lung der deutsch-pol­ni­schen Freundschaft.

Kir­che St. Laza­rus: Pol­ni­sche Chö­re sehen ihren Erfolg nach dem viel­sei­ti­gen Kon­zert des Mäd­chen- und Frau­en­chor der Scho­la Can­torum Leip­zig in der Kir­che St. Laza­rus gefähr­det. Die Sän­ge­rin­nen über­zeug­ten dort durch ein Reper­toire bestehend aus geist­li­chen und welt­li­chen Wer­ken aus ver­schie­de­nen Epochen.

Pirog­gen-Restau­rant: Eine Stu­die der Scho­la Can­torum Leip­zig zeigt: Pirog­gen sind zurecht Natio­nal­ge­richt Polens und zudem nach Kon­zer­ten beson­ders kräf­ti­gend. Spielt wäh­rend des Essens ein Jazz­pia­nist, ent­fal­tet sich die Wir­kung der Pirog­gen beson­ders stark.

Das waren die Nachrichten.

Tag 3 | Samstag, 12. Mai 2018

Der Sams­tag begann etwas ruhi­ger und bot vie­le Mög­lich­kei­ten, sich von den ereig­nis­rei­chen Tagen davor zu erho­len. Die Frei­zeit bis zum Mit­tag­essen wur­de für Spa­zier­gän­ge an der Weich­sel und durch das jüdi­sche Vier­tel oder auch für Ein­käu­fe genutzt. Nach dem Mit­tag­essen ging es nach Tar­now, wo der Chor gemein­sam mit dem Pol­ni­schen Mäd­chen­chor "Puel­lae Oran­tes" ein sehr gut besuch­tes Kon­zert in der Kathe­dra­le gab. Trotz der nur kur­zen Zeit konn­ten wäh­rend des gemein­sa­men Sol­jan­kaes­sens Kon­tak­te zu den pol­ni­schen Gast­ge­bern geknüpft wer­den. Nach dem Kon­zert trenn­ten sich die Wege jedoch wie­der und der Chor schloss den Abend noch ein­mal mit Pirog­gen ab, bevor es zurück nach Kra­kau ging.

Eier­ku­chen am Mor­gen ver­süß­ten den Tag, weil sie jeder beson­ders ger­ne mag. Vie­le woll­ten ger­ne schlafen,
doch man­che enter­ten den Shop­ping­ha­fen. Das jüdi­sche Vier­tel war eins unse­rer Zie­le, doch auch beliebt: Die Eisdiele.

Ach, wie schön ist das: Frei­zeit und Frei­heit und Spaß! Mit­tag­essen um 13 Uhr, brach­te uns zurück in die Spur. Nach Tarnów ging es fröh­lich wei­ter, mit uns lach­te die Son­ne hei­ter. Kon­zen­tra­ti­on auf das kom­men­de Kon­zert ließ das Kyrie könig­lich klingen.

Spä­ter über­zeug­ten wir mit dem Pol­ni­schen Chor "Puel­lae Oran­tes" beim Sin­gen. Die sprach­li­che Bar­rie­re war leicht über­wun­den und wir haben neue Freun­de gefun­den. Es gab ein sma­ku­je Essen, das wer­den wir nie ver­ges­sen. Es war schon spät, also ab nach Haus, Mor­gen müs­sen wir früh raus.

Tag 4 | Sonntag, 13. Mai 2018

Der Sonn­tag begann in aller Fri­sche mit der Vor­be­rei­tung der Abfahrt und der Mit­ge­stal­tung des Him­mel­fahrts­got­tes­diens­tes in der Kir­che St. Laza­rus mit einer klei­nen Beset­zung des Cho­res. Wer­ke von Brahms, Rhein­ber­ger und Men­dels­sohn über­zeug­ten die Gläu­bi­gen und Fried­rich Magi­ri­us, Ehren­bür­ger Kra­kaus, gelang es im Rah­men der Ver­an­stal­tung die Wich­tig­keit der deutsch-pol­ni­schen Freund­schaft zu betonen.

Viel Zeit blieb nach dem Got­tes­dienst jedoch nicht: Kurz nach 11 Uhr begann die Rück­rei­se nach Leip­zig, wel­che auch mit Weh­mut ver­bun­den war aber glück­li­cher­wei­se deut­lich staufrei­er ver­lief als zuvor sodass wir bei­na­he pünkt­lich um 21:30 Uhr wie­der in Leip­zig waren auch wenn wir die Erfah­run­gen und die Freund­schaf­ten die wir in Polen mach­ten wohl kaum wie­der ver­ges­sen werden.

06:50 Uhr: Das Schre­ckens­er­eig­nis ist ein­ge­tre­ten: Der Wecker klin­gelt! 08:47 Uhr: Weg­zeh­rung und Gepäck wer­den ver­la­den. 10:00 Uhr: Eine klei­ne Beset­zung beglei­tet den Him­mel­fahrts­got­tes­dienst der St. Laza­rus­kir­che unter­stützt durch Kra­kaus Ehren­bür­ger Fried­rich Magi­ri­us, der die deutsch-pol­ni­sche Zusam­men­ar­beit beflü­gelt. 11:00 Uhr: Der freund­li­che katho­li­sche Pfar­rer der Kir­che beschließt uns für unse­re bevor­ste­hen­de Rei­se mit Kreu­zen aus aller Welt aus­zu­stat­ten. 11:20 Uhr: Es beginnt. 12:32 Uhr: Kein Stau bis­her. Dafür jedoch Erschöp­fung. 12:39 Uhr: Zum Schre­cken aller erklingt ein Mathe­lied in der vor­letz­ten Rei­he. 12:43 Uhr: Eini­ge Chor­mit­glie­der ver­su­chen ver­zwei­felt sich einer Ohr­wurm­in­fek­ti­on zu ent­zie­hen. 12:46 Uhr: Pau­se. Der Bus ist ohr­wurm­kon­ta­mi­niert. 13:42 Uhr: Stau. 15:54 Uhr: Alge­bra, Foto­syn­the­se, Bri­tish Empire und Induk­ti­ons­ge­setz ver­brei­ten Angst und Schre­cken. Prü­fun­gen stre­cken ihre Fin­ger nach bemit­lei­dens­wer­ten Chor­mit­glie­dern aus. 17:24 Uhr: Die Ver­sor­gung gerät auf­grund lang­sa­mer Fast­food­ket­ten­an­ge­stell­ter ins Sto­cken. 18:04 Uhr: Wird unse­re Rück­kehr in die Gesell­schaft gelin­gen? 18:48 Uhr: Der Stau zehrt an unse­ren Ner­ven, doch die schö­ne Aus­sicht ret­tet uns. 19:29 Uhr: Maria durch ein Dorn­wald ging erklingt – wir schei­nen schon sehr lan­ge unter­wegs zu sein. 19:36 Uhr: Eine klei­ne Polo­nai­se erfreut die Gemü­ter. 19:37 Uhr: Ein Ständ­chen für den tap­fers­ten aller Bus­fah­rer. 20:08 Uhr: Abfahrt aus dem schö­nen Dres­den (wel­ches natür­lich nie­mals schö­ner sein wird als unser Klein­pa­ris). 20:52 Uhr: Die Aste­rix­ti­tel­me­lo­die will nicht wer­den. 21:13 Uhr: Eine Run­de Nach­hil­fe­stun­de... 21:40 Uhr: Das Ende naht. 21:44 Uhr: Zwar nicht aus­ge­hun­gert aber den­noch erschöpft kom­men wir in Leip­zig an.

Titelfoto: Mikołaj Uriasz
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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