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Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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Seiteneingang Mit Grün-weißer Marmorfassade Des Florenzer Doms
Michelangelos Skulptur "David"
Lichteinfall In Einer Seitenkapelle Des Petersdoms
Innenansicht Der Kuppel Im Dom Zu Florenz
Ausschnitt Aus Da Vincis "Mona Lisa"
Ausschnitt Aus Michelangelos "Erschaffung Des Adam"
Farbenprächtiges Deckengemälde In Der Kirche St. Ignatius Von Loyola (Rom)
Farbenprächtige Fassade Des Florenzer Doms
Ausschnitt Aus Da Vincis "Das Abendmahl"
Innenhof Des Palazzo Vecchio In Florenz
Seiteneingang Mit Grün-weißer Marmorfassade Des Florenzer DomsMichelangelos Skulptur "David"Lichteinfall In Einer Seitenkapelle Des PetersdomsInnenansicht Der Kuppel Im Dom Zu FlorenzAusschnitt Aus Da Vincis "Mona Lisa"Ausschnitt Aus Michelangelos "Erschaffung Des Adam"Farbenprächtiges Deckengemälde In Der Kirche St. Ignatius Von Loyola (Rom)Farbenprächtige Fassade Des Florenzer DomsAusschnitt Aus Da Vincis "Das Abendmahl"Innenhof Des Palazzo Vecchio In Florenz

Das 16. Jahr­hun­dert wird als Beginn der Neu­zeit bezeich­net. Die Renais­sance (ent­lehnt aus dem Fran­zö­si­schen: Wie­der­ge­burt) been­det das "dunk­le" Mit­tel­al­ter. Und natür­lich spie­geln die­se Ver­än­de­run­gen auch in der Musik deut­lich wider.

Musikgeschichte(n) aus der Quarantäne

  • Zusammenfassung 

    Das 16. Jahr­hun­dert wird als Beginn der Neu­zeit bezeich­net. Die Renais­sance (ent­lehnt aus dem Fran­zö­si­schen: Wie­der­ge­burt) been­det das "dunk­le" Mit­tel­al­ter. Und natür­lich spie­geln die­se Ver­än­de­run­gen auch in der Musik deut­lich wider.

  • Wer hat's gemacht? 

    Die­ser Arti­kel wur­de mit ♥ für Euch ver­fasst von Hen­ri­et­te. Hen­ri­et­te stu­dier­te Musik­wis­sen­schaf­ten in Wei­mar sowie klas­si­schen Gesang in Leip­zig und ist als frei­schaf­fen­de Sän­ge­rin tätig. Wäh­rend des Coro­na-Shut­downs unter­stützt sie die Scho­la Can­torum mit Bei­trä­gen zur Musik­ge­schich­te und beweist dabei: Wis­sen­schaft ist alles ande­re als graue Theorie!

  • Lesedauer 

    Lese­dau­er: 10 Minu­ten • Musik­bei­spie­le: 18 Minuten

5. Kapitel: Die franko-flämische Vokalpolyphonie

  • Die Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) 

    Zu Beginn des 15. Jahr­hun­derts zeich­net sich eine neue Geis­tes­hal­tung ab, die die Welt ver­än­dern und Aus­wir­kun­gen auf alle Berei­che des Lebens haben soll­te: die Renais­sance. Sie prägt das 15. und 16. Jahr­hun­dert in Euro­pa auch in der Musik. "Renais­sance" heißt "Wie­der­ge­burt" und meint damit die Wie­der­ge­burt anti­ker Ideen. Die bei­den wich­tigs­ten, die auch in der Musik ihre Spu­ren hin­ter­las­sen, sind die folgenden:

     

    1. Der Mensch ist ein schöp­fe­ri­sches und emp­find­sa­mes Wesen und steht im Mit­tel­punkt der Betrachtungen.

     

    Die Modi (Ton­ar­ten) erhal­ten einen grö­ße­ren Stel­len­wert, denn sie erre­gen nach anti­kem Vor­bild ver­schie­de­ne Regun­gen beim Zuhö­rer. Ein Stück kann nun "schön" oder "nicht schön" sein: Der Klang ent­schei­det dar­über, nicht die feh­ler­freie Kon­zep­ti­on oder die Funk­ti­on des Stü­ckes. Der Kom­po­nist arbei­tet zwar wei­ter­hin nur mit Auf­trag und sei­ne Wer­ke sind einem Zweck unter­ge­ord­net, aller­dings wächst das Ver­ständ­nis dafür, dass es gute und schlech­te Kom­po­nis­ten, oder gar Genies gibt. Der Kom­po­nist ist im bes­ten Sin­ne nun ein "Künst­ler".

     

    2. Die Natur soll nach­ge­ahmt werden.

     

    Der Text soll mög­lichst wort­ge­treu und gemäß sei­ner Bedeu­tung ver­tont wer­den. Durch musi­ka­li­sche Rhe­to­rik wird das Wort mög­lichst natu­ra­lis­tisch abge­bil­det. So wird zum Bei­spiel der Rhyth­mus einer Melo­die von dem zugrun­de­lie­gen­den Wort bestimmt. Neu und wich­tig ist auch die Aus­deu­tung von Tex­ten (damit ver­bin­den sich 1. und 2.).

     

    Michel­an­ge­los berühm­te Male­rei in der Six­ti­ni­schen Kapel­le ver­deut­licht die genann­ten Punk­te für die bil­den­de Kunst. Der Mensch ist ein Indi­vi­du­um, von Gott selbst berührt und erwählt. Die abge­bil­de­ten Kör­per sind so natu­ra­lis­tisch wie mög­lich (wenn auch sehr idea­lis­tisch) dar­ge­stellt. Übri­gens: Gott als Men­schen dar­zu­stel­len, wird in der Renais­sance über­haupt erst möglich.

     

    Die Erschaffung Adams (Michelangelo)

    Die Erschaf­fung Adams (Michel­an­ge­lo), Public domain, via Wiki­me­dia Commons

  • Die franko-flämische Vokalpolyphonie in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts 

    Die fran­ko-flä­mi­sche Vokal­po­ly­pho­nie (ffV) beginnt mit der Ver­schmel­zung der eng­li­schen, fran­zö­si­schen und ita­lie­ni­schen Musik des 14. Jahr­hun­derts in den Wer­ken von Guil­laume Dufay. Der etwas kom­pli­zier­te Name die­ser Epo­che trägt der Tat­sa­che Rech­nung, dass deren Ent­wick­lung von Kom­po­nis­ten aus­ging, die im Nor­den Frank­reichs ("fran­ko") und im Bereich des heu­ti­gen Bel­gi­en und der Nie­der­lan­de ("flä­misch") wirken.

     

    Die welt­li­che Musik die­ses Epo­chen­ab­schnitts ist vor allem vom Chan­son geprägt, einem mehr­stim­mi­gen, tanz­ar­ti­gen Lied im Drei­er­takt. Dabei ori­en­tiert sich erst­mals der Rhyth­mus der Melo­die am ver­ton­ten Text. Unan­ge­foch­te­ner Meis­ter die­ser Chan­sons ist Gil­les Bin­chois, ein Musi­ker am Hof von Burgund.

     

     

    Die geist­li­che Musik besteht im Wesent­li­chen aus fol­gen­den Gattungen:

     

    Ver­to­nung des Mess­or­di­na­ri­ums: Hier ist beson­ders die Ténor­mes­se zu erwäh­nen. Sie legt allen Mess­sät­zen (Kyrie, Glo­ria, Cre­do, Sanc­tus und Agnus Dei) den glei­chen Can­tus fir­mus (oder eben Ténor) zugrun­de und schafft damit eine Ein­heit inner­halb der Messe.

     

    Motet­ten der fran­ko-flä­mi­schen Vokal­po­ly­pho­nie sind vor allem geist­li­chen Inhalts und vier­stim­mig besetzt. Der Text bestimmt oft schon die Form und den Aus­druck der Musik. Allen Stim­men liegt wie­der der sel­be Text zugrunde.

     

    Eini­ge wei­te­re kom­po­si­to­ri­sche Merk­ma­le sind von beson­de­rer Bedeu­tung. So ori­en­tiert sich die Melo­die des Can­tus fir­mus mehr und mehr hin zur höchs­ten Stim­me, dem "Dis­kant". Die "Imi­ta­ti­on" (also die gegen­sei­ti­ge Nach­ah­mung von Stim­men) wird als Kom­po­si­ti­ons­prin­zip ent­wi­ckelt. Auf­fal­lend ist auch, dass alle Stim­men "gesang­lich flie­ßen". Der Ein­fluss der Instru­men­tal­mu­sik wird zudem immer gerin­ger, sodass die rei­ne Vokal­mu­sik in den Vor­der­grund tritt.

     

  • Die franko-flämische Vokalpolyphonie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts 

    In der zwei­ten Hälf­te des 15. Jahr­hun­derts kon­zen­trie­ren sich die Kom­po­nis­ten vor allem auf die Kir­chen­mu­sik. Ande­re Gat­tun­gen tre­ten eher in den Hin­ter­grund. Das in den Jah­ren zuvor ent­wi­ckel­te Prin­zip der Imi­ta­ti­on wird immer wei­ter ent­wi­ckelt. Dies führt dazu, dass sich alle Stim­men einer Kom­po­si­ti­on gegen­sei­tig nach­ah­men und sich dadurch gleich­be­rech­tigt gegen­über­ste­hen. Beför­dert wird dies dadurch, dass der Can­tus fir­mus (der nach wie vor einer Kom­po­si­ti­on zugrun­de liegt) durch alle Stim­men "wan­dern" kann.

     

    Wäh­rend in vor­an­ge­gan­ge­nen Epo­chen die Melo­die von ande­ren (nicht eigen­stän­di­gen) Stim­men nur gestützt wird, haben nun alle Ein­zel­stim­men eines Wer­kes eige­nen Cha­rak­ter und Wert. So beginnt man den Begriff der "Poly­pho­nie" zu ver­ste­hen: Die ver­schie­de­nen Stim­men wer­den selbst­stän­dig und line­ar geführt. Anders gesagt: Die melo­di­sche Eigen­stän­dig­keit der Stim­men hat Vor­rang vor der har­mo­ni­schen Bin­dung. Gewis­ser­ma­ßen kann man hier auch den wich­tigs­ten Gedan­ken der Renais­sance wie­der­fin­den: Jede Stim­me (jeder Mensch) ist für sich gül­tig wie wich­tig und muss sich weder ver­ste­cken, noch unterordnen.

     

    Johan­nes Ockeg­hem (ca. 1420–1497) ist einer der wich­tigs­ten Kom­po­nis­ten die­ser Zeit. Er ist vor allem für sei­ne Mess­ver­to­nun­gen (mit zahl­rei­chen Imi­ta­tio­nen) berühmt.

     

  • Die franko-flämische Vokalpolyphonie vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1521 

    Die­ser Zeit­ab­schnitt bil­det den Höhe­punkt der A‑cap­pel­la-Musik des 16. Jahr­hun­derts. Die Imi­ta­ti­on wird auf die Spit­ze getrie­ben und kul­mi­niert in der Durch­imi­ta­ti­on gan­zer musi­ka­li­scher Sät­ze. Durch Glie­de­rung der Stü­cke, Bil­dung von Abschnit­ten und Zuord­nung ver­schie­de­ner Stim­men, ent­steht in Ansät­zen der Ein­druck von Mehr­chö­rig­keit. Auf­fal­lend ist die Lust am vol­len Chor­klang. Auch die musi­ka­li­sche Abbil­dung des Tex­tes wird wei­ter­ent­wi­ckelt. Das führt dazu, dass die Musik immer wei­ter in den Dienst des Tex­tes gerät, was sie immer weni­ger auto­nom macht. Wich­tig wird jetzt auch die Dis­so­nanz (Miss­klang), die als Aus­drucks­mit­tel ent­deckt wird.

     

    Die wohl wich­tigs­ten Kom­po­nis­ten die­ser Zeit sind Jos­quin Desprez (des­sen Todes­jahr 1521 das Ende die­ses Zeit­ab­schnitts begrün­det), Hein­rich Isaac (1450–1517) und Jacob Obrecht (1457–1505). Für Musik­for­scher Karl Hein­rich Wör­ner ist Desprez einer der "wich­tigs­ten Kom­po­nis­ten der abend­län­di­schen Musik­ge­schich­te", denn sei­ne Expres­si­vi­tät und Krea­ti­vi­tät lotet alle Berei­che der dama­li­gen Musik aus und über­rascht. Doch was ist damit gemeint? Dazu muss man sich vor­stel­len, dass vor Desprez schein­bar nie­man­dem auf­ge­fal­len ist, dass man ein "Glo­ria" (also einen Lob­ge­sang) in einem ande­ren Aus­druck kom­po­nie­ren könn­te, als ein "Mise­re­re Mei" (also eine Bit­te um Erbarmen).

     

  • Die franko-flämische Vokalpolyphonie von 1521 bis 1600 

    In der Wei­ter­ent­wick­lung der sich immer mehr durch­set­zen­den musi­ka­li­schen Mit­tel (Durch­imi­ta­ti­on, pracht­vol­ler Klang, Text­be­zo­gen­heit, glat­te und can­ta­ble Gesangs­li­ni­en) liegt die Bedeu­tung die­ser Epo­che. Neben der als Norm ange­se­he­nen Vier­stim­mig­keit ent­wi­ckelt sich in den Vokal­kom­po­si­tio­nen nun auch Fünf- oder Sechs­stim­mig­keit sowie die Pra­xis der Ver­zie­rung (oder Aus­schmü­ckung): Geüb­te Sän­ger zie­ren ihre Melo­die aus, indem sie ihre Noten­wer­te ver­klei­nern (dimi­nu­ie­ren) und Töne hin­zu­im­pro­vi­sie­ren. Dazu ist ein enor­mes Ver­ständ­nis für die dama­li­gen Satz­tech­ni­ken und ‑regeln nötig. Denn die­sen sind die Wer­ke verpflichtet.

     

    Ein Novum die­ser Zeit ist die Par­odie­mes­se, die ihren Ursprung in der Tenor­mes­se hat. Sie legt allen Mess­sät­zen ein mehr­stim­mi­ges welt­li­ches Madri­gal, Chan­son oder eine Motet­te zugrun­de. Manch­mal über­nimmt sie nur eine oder meh­re­re Melo­dien dar­aus, manch­mal aber auch eine Akkord­fol­ge des musi­ka­li­schen Sat­zes. Die Motet­te (nach­fol­gend ein Bei­spiel des bedeu­tends­ten Meis­ters die­ser Zeit, Nico­las Gom­bert, 1495–1560) gewinnt an Bedeutung.

     

  • Die franko-flämische Vokalpolyphonie von ca. 1550 bis 1600 

    Auf­merk­sa­me Leser*innen wer­den sich viel­leicht gewun­dert haben, war­um sich die ver­schie­de­nen Zeit­ab­schnit­te über­lap­pen. Die zeit­li­che Ein­tei­lung der fran­ko-flä­mi­schen Vokal­po­ly­pho­nie wird nach ver­schie­de­nen Kom­po­nis­ten-Gene­ra­tio­nen vor­ge­nom­men. Sind bei­spiels­wei­se die Kom­po­nis­ten des vier­ten Abschnitts gegen 1500 gebo­ren, folgt etwa um 1520/30 die nächs­te Gene­ra­ti­on. Ab ca. 1550 über­nimmt Ita­li­en mehr und mehr eine Vor­rei­ter­rol­le in der Ent­wick­lung der Musik (dazu mehr im nächs­ten Kapi­tel). Die fran­ko-flä­mi­sche Vokal­po­ly­pho­nie ist dafür die Grund­la­ge und wird als die ver­bind­li­che Kom­po­si­ti­ons­wei­se und ‑tech­nik angesehen.

     

    Der berühm­tes­te Kom­po­nist die­ser Zeit ist Orlan­do di Las­so (1532–1594): Er schafft durch den nicht mehr nur line­ar, son­dern auch har­mo­nisch gedach­ten Stim­men­satz den Über­gang zur Barock­zeit. Am fol­gen­den Musik­bei­spiel kann man das gut erken­nen. Auch die Ten­denz zur Mehr­chö­rig­keit ist gut zu hören. Bemer­kens­wert ist, dass sich di Las­so an alle gül­ti­gen Regeln des Kom­po­nie­rens hält, aber sie in alle Rich­tun­gen aus­lo­tet und aus­reizt. Das macht sei­ne Musik modern und zukunftsweisend.

     

Literaturverzeichnis & Quellen

  • Egge­brecht, Hans Hein­rich: Musik im Abend­land, S. 136–148
  • Wör­ner, Karl Hein­rich: Geschich­te der Musik, Göt­tin­gen 1993, S. 82–120
  • Sei­te "Poly­pho­nie, Homo­pho­nie". URL: http://www.lehrklaenge.de (Abge­ru­fen: 6. Mai 2020, 10:31 UTC)
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