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Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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Mittelalterliche Notenhandschrift
Mittelalterlicher Wasserspeier, Der Sich Den Großen Zeh In Den Mund Steckt
Mittelalterlicher Kreuzgang Im Nachmittagslicht
Innenansicht Der Fensterrose Von Notre-Dame De Paris
Gothischer Chorraum Der Kathedrale Beauvais
Gothischer Chorraum Der Kathedrale Von Chartres
Steinmetzarbeiten Am Eingangsportal Des Kölner Doms
Der Lichtdurchflutete Chorraum Der Sainte-Chapelle Paris
Außenansicht Der Fensterrose Von Notre-Dame De Paris
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Dass Musik mehr­stim­mig ist, ist für uns eine Nor­ma­li­tät. Aber auch die Mehr­stim­mig­keit muss­te sich erst ent­wi­ckeln. Für die­se Ent­wick­lung war vor allem Frank­reich als kul­tu­rel­le Hoch­burg des Mit­tel­al­ters von ent­schei­den­der Bedeutung.

Musikgeschichte(n) aus der Quarantäne

  • Zusammenfassung 

    Dass Musik mehr­stim­mig ist, ist für uns eine Nor­ma­li­tät. Aber auch die Mehr­stim­mig­keit muss­te sich erst ent­wi­ckeln. Für die­se Ent­wick­lung war vor allem Frank­reich als kul­tu­rel­le Hoch­burg des Mit­tel­al­ters von ent­schei­den­der Bedeutung.

  • Wer hat's gemacht? 

    Die­ser Arti­kel wur­de mit ♥ für Euch ver­fasst von Hen­ri­et­te. Hen­ri­et­te stu­dier­te Musik­wis­sen­schaf­ten in Wei­mar sowie klas­si­schen Gesang in Leip­zig und ist als frei­schaf­fen­de Sän­ge­rin tätig. Wäh­rend des C(h)orona-Shutdowns unter­stützt sie die Scho­la Can­torum mit Bei­trä­gen zur Musik­ge­schich­te und beweist dabei: Wis­sen­schaft ist alles ande­re als graue Theorie!

  • Lesedauer 

    Lese­dau­er: 12 Minu­ten • Musik­bei­spie­le: 25 Minuten

4. Kapitel: Die Mehrstimmigkeit im Mittelalter

  • Mehrstimmigkeit und Schriftlichkeit als Alleinstellungsmerkmale 

    Die Mehr­stim­mig­keit ent­wi­ckel­te sich im euro­päi­schen Raum ver­mut­lich durch das Zusam­men­tref­fen der gre­go­ria­ni­schen und der ger­ma­ni­schen Musik (nörd­lich der Alpen) im Zuge der christ­li­chen Mis­sio­nie­rung. Wäh­rend die gre­go­ria­ni­sche als eine hori­zon­ta­le, auf der Melo­die basier­te Musik beschrie­ben wer­den muss, war die ger­ma­ni­sche eher eine ver­ti­ka­le, am Klang ori­en­tier­te. Die unter­schied­li­chen Ansät­ze des Musi­zie­rens ver­schmol­zen mit­ein­an­der und bil­de­ten so die ers­ten For­men der Mehrstimmigkeit.

     

    Das erst­ma­li­ge Vor­han­den­sein einer Noten­schrift führ­te letzt­lich auch zur Ver­brei­tung und Ent­wick­lung der mehr­stim­mi­gen Musik in Euro­pa. Denn sie konn­te nicht nur sekun­där als “Gedan­ken­stüt­ze” gebraucht wer­den, son­dern auch pri­mär dazu die­nen, Musik zu erschaf­fen (“Kom­po­nie­ren” heißt “Zusam­men­set­zen” unter­schied­li­cher Stim­men, Töne...). Die Noten­schrift war auch Grund­la­ge der Musik­theo­rie, die im Mit­tel­al­ter zum all­ge­mei­nen Bil­dungs­ka­non gehör­te und natür­lich zur prak­ti­schen Musi­ker-Aus­bil­dung diente.

  • Das frühe Organum 

    Das frü­he Orga­num ist das ältes­te Zeug­nis der euro­päi­schen Mehr­stim­mig­keit. Die Haupt­quel­le für Orga­na sind musi­ka­li­sche Trak­ta­te, also Lehr­wer­ke. Sie bil­den die Musik­theo­rie und ‑pra­xis der dama­li­gen Zeit ab und zei­gen, wie man “rich­tig” zwei­stim­mig sin­gen soll. Die Grund­la­ge für eine zwei­te Stim­me ist übri­gens immer der “Can­tus fir­mus”, der “fes­te Gesang”, also die eigent­li­che Melo­die eines Cho­rals. Das wich­tigs­te und frü­hes­te Trak­tat ist die “Musi­ca enchi­ria­dis” aus dem 9. Jahr­hun­dert. Dort wer­den zwei Arten des Organums erwähnt und erklärt:

     

    1. Quint­or­ga­num: Zu dem Can­tus fir­mus (der Vox Prin­ci­pa­lis) kommt eine zwei­te Stim­me (die Vox Orga­na­lis) hin­zu, die genau die glei­che Melo­die singt, aller­dings eine Quin­te tie­fer. Dass in die­sem Bei­spiel teil­wei­se 4 Töne über­ein­an­der ste­hen, liegt dar­an, dass man sowohl die Vox Prin­ci­pa­lis als auch die Vox Orga­na­lis noch okta­vie­ren konnte.
    2. Quart­or­ga­num: Das Prin­zip ähnelt dem Quint­or­ga­num: Die Vox Orga­na­lis soll­te unter der Vox Prin­ci­pa­lis sin­gen (die­ses Mal aller­dings eine Quar­te tie­fer). Da dabei aller­dings ein Tri­to­nus ent­ste­hen konn­te (eine über­mä­ßi­ge Quar­te bzw. ver­min­der­te Quin­te – der “Diabo­lus in Musi­ca”, der “Teu­fel der Musik”), konn­ten auch Pri­men, Sekun­den und Ter­zen klingen.

     

    In spä­te­ren Trak­ta­ten wur­den noch ande­re Arten von Orga­na beschrie­ben. So wan­der­te zum Bei­spiel die Vox Orga­na­lis ÜBER die Vox Prin­ci­pa­lis (Mai­län­der Trak­tat), oder sie kreuz­ten und “schlän­gel­ten” sich um sich her­um (Stimm­kreuz­or­ga­num).

     

    Das soge­nann­te “Win­ches­ter-Tro­par” aus dem 11. Jahr­hun­dert ist die ers­te Samm­lung von Orga­na (außer­halb eines musi­ka­li­schen Lehr­wer­kes). Im 12. Jahr­hun­dert ent­wi­ckel­te sich dann eine neue Art des Orga­na-Musi­zie­rens, die in Hand­schrif­ten aus dem Klos­ter Saint Mar­ti­al in Frank­reich über­lie­fert ist: War bis­her jeder Note eine Note gegen­über­ge­stellt (Discan­tus­fak­tur) konn­ten jetzt auch einer Note des Can­tus fir­mus meh­re­re Noten gegen­über­ste­hen (Hal­te­ton­fak­tur). Das ging so weit, dass man den Can­tus fir­mus (die eigent­li­che Melo­die) gar nicht mehr als Melo­die wahr­neh­men konn­te, weil sie so sehr gedehnt war.  In der Samm­lung von Saint-Mar­ti­al fin­den wir auch das fol­gen­de, schö­ne Bei­spiel für die Hal­te­ton­fak­tur: Der Frau­en­chor singt ein­stim­mig den Can­tus fir­mus, eine Solis­tin singt die Vox Organalis.

     

     

    Gesun­gen wur­den Orga­na zu bestimm­ten Fest­ta­gen und zur Aus­schmü­ckung des Got­tes­diens­tes. Den­noch waren sie nicht für den “Genuss” gedacht, son­dern um Gott höhe­re Ehre zu erweisen.

  • Notre Dame (1163–1250)

    Am 15. und 16. April 2019 brann­te in Paris die Kathe­dra­le “Not­re Dame”. Nicht nur die Pari­ser, son­dern die gan­ze Welt war scho­ckiert. Inter­na­tio­na­le Anteil­nah­me und ein mas­si­ves Spen­den­auf­kom­men folg­ten. Denn nicht nur als her­aus­ra­gen­des Bau­werk ist die­se Kir­che von Bedeu­tung: Die ers­te Epo­che der euro­päi­schen Musik­ge­schich­te wird mit ihr in Ver­bin­dung gebracht und ist des­we­gen auch nach ihr benannt. Eine der ent­schei­den­den Weg­mar­ken war, dass die Mehr­stim­mig­keit, die bis dahin vor allem im klös­ter­li­chen Betrieb gepflegt wor­den war, jetzt in Not­re Dame gesun­gen wur­de. Das hing mit der wach­sen­den poli­ti­schen Vor­macht­stel­lung von Paris sowie mit dem Neu­bau der Kathe­dra­le im goti­schen Stil (1163) zusam­men: In Paris kam es zu einer kul­tu­rel­len Blüte.

     

    Wur­de die Mehr­stim­mig­keit im Klos­ter vor allem in Tro­pen und Sequen­zen ein­ge­setzt, also in Musik, die nicht lit­ur­gisch war, hielt sie nun Ein­zug in die zen­tra­le Lit­ur­gie des Got­tes­diens­tes, so zum Bei­spiel in das Alle­luia und das Gra­dua­le. Wir haben es hier mit Musik zu tun, die ohne eine schrift­li­che Kon­zep­ti­on nicht denk­bar ist (weil nun nicht mehr nur zwei­stim­mig, son­dern sogar drei- und vier­stim­mig gesun­gen wur­de). Die ers­ten uns bekann­ten Kom­po­nis­ten stam­men aus die­ser Zeit, die man als ers­te wirk­li­che “Epo­che” bezeich­nen kann: Leo­nin und Perotin.

     

    • Leo­nin (ca. 1135–1204) schuf mit sei­nem “Magnus Liber Orga­ni de Gra­da­li et Anti­phona­rio” eine Samm­lung von selbst­kom­po­nier­ten, zwei­stim­mi­gen Orga­na. Bei ihm gibt es zwei Orga­num-For­men: Orga­nal­par­tien (der Can­tus fir­mus wird unend­lich zer­dehnt und die Vox Orga­na­lis singt aus­schmü­cken­de Melis­men) und Discan­tus­par­tien (die ursprüng­lich melis­ma­ti­sche Vox Prin­ci­pa­lis wird Note gegen Note gesetzt). Hier ein Bei­spiel für ein Leon­in­sches Orga­num als Organalpartie.

     

     

    • Pero­tin (ca. 1155–1220) bear­bei­te­te das “Magnus Liber” von Leo­nin und ent­wi­ckel­te das Orga­num durch Drei- und Vier­stim­mig­keit zu sei­ner Blü­te. Hier eine drei­stim­mi­ge Orga­nal­par­tie von Perotin.

     

     

    Bei bei­den Bei­spie­len füh­re man sich noch­mal vor Augen, dass die zu hören­den Lie­ge­tö­ne die eigent­li­che Melo­die bil­den. Durch ihre Deh­nung lässt die­se der ande­ren Stim­me (oder den ande­ren Stim­men) aber Mög­lich­kei­ten zur kunst­vol­len Aus­ge­stal­tung der Musik.

    In die­ser Epo­che hat auch die Gat­tung “Motet­te” ihre Wur­zeln. Sie ent­stand, indem man die zu einem Can­tus fir­mus hin­zu­kom­po­nier­ten Stim­men neu tex­tier­te. Im Anfangs­sta­di­um nahm man dafür Tex­te, die mit dem Can­tus fir­mus kor­re­spon­dier­ten, zuneh­mend gab es aber auch welt­li­che Tex­te. Die Blü­te­zeit soll­te die Motet­te aber erst in der Ars Anti­qua (ca. 1250–1320) und der Ars Nova im Frank­reich des 14. Jahr­hun­derts haben.

     

    Weil sich nun die Musik mehr- (und nicht nur zwei-)stimmig ent­wi­ckel­te, muss­te man ein Sys­tem ent­wi­ckeln, wie man den Rhyth­mus notie­ren konn­te. Bis­her konn­te man sich am Rhyth­mus des Tex­tes ori­en­tie­ren. Das war nun auf­grund der höhe­ren Kom­ple­xi­tät nicht mehr mög­lich. Es ent­stand die Modal­no­ta­ti­on, über wel­che die Web­sei­te mittelalter-recherche.de einen guten Über­blick bietet.

  • Ars Antiqua (ca. 1250–1320)

    In der Ars Anti­qua gewann die Motet­te wei­ter mehr an Bedeu­tung. Sie ent­wi­ckel­te sich immer wei­ter und nahm auch ste­tig neue For­men an. So sind bei­spiels­wei­se Wer­ke über­lie­fert, in denen jede Stim­me ihren eige­nen Text hat (zum Bei­spiel die “Tri­pel­mo­tet­te”). Oft fin­den wir nicht nur unter­schied­li­che Tex­te, son­dern sogar ver­schie­de­ne Spra­chen in einer Kom­po­si­ti­on. Neu war nun, dass die Motet­te einem (musi­ka­lisch) gebil­de­ten Publi­kum vor­ge­tra­gen wur­de, somit dem Musik­ge­nuss dien­te und nicht mehr nur der Ehre Got­tes. Sie erreich­te damit sozu­sa­gen eine Berech­ti­gung in sich selbst. Die­se Ent­wick­lung wur­de auch dadurch unter­stützt, dass die “Teno­res” (also die Melo­die) nicht mehr lit­ur­gisch sein muss­te, son­dern zuneh­mend auch welt­lich wur­de. Inhalt­lich ging es nun vor allem (auf fran­zö­sisch) um die Lie­be und um poli­ti­sche Miss­stän­de (dann meist auf Latein).

  • Ars Nova (Frankreich des 14. Jahrhunderts) 

    Ein Trak­tat von Phil­ipp de Vitry (1291–1361) gab der Epo­che ihren Namen “Neue Kunst”. Auch der Name “Ars Anti­qua” ent­stammt die­sem Trak­tat (die “alte” in Abgren­zung zu der “neu­en” Kunst). Die fran­zö­si­sche Musik war weg­wei­send für die euro­päi­sche Musik. In weni­gen Jah­ren voll­zo­gen sich hier bedeu­ten­de Ent­wick­lun­gen. Durch die Wei­ter­ent­wick­lung der Men­su­ral­no­ta­ti­on konn­ten kom­pli­zier­te­re Rhyth­men auf­ge­schrie­ben und kom­po­niert wer­den. Damit ein­her ging, dass die Kom­po­si­tio­nen immer kunst­vol­ler wur­den und somit auch ein­zig­ar­ti­ger und unver­wech­sel­ba­rer. Immer mehr wur­den sie zu eigen­stän­di­gen “Kunst­wer­ken”, lös­ten sich also von ihrer ursprüng­li­chen Funk­ti­on. Die Bedeu­tung des Kom­po­nis­ten bekam dadurch auch einen höhe­ren Stellenwert.

     

    Die Mehr­stim­mig­keit wur­de jetzt nicht nur auf die “beson­de­ren” Mess­tex­te ange­wandt, son­dern auch auf die, die bei jedem Got­tes­dienst als “Ordi­na­ri­um Mis­sae” gesun­gen wur­den, was zur Fol­ge hat­te, dass in den Kir­chen viel mehr gesun­gen wur­de. Die wohl bedeu­tends­te Mess­kom­po­si­ti­on die­ser Zeit ist die vier­stim­mi­ge “Mes­se de Not­re Dame” von Guil­laume de Mach­aut (1300–1377), im Fol­gen­den ein­ge­rich­tet zum Mit­le­sen der ori­gi­na­len Notation.

     

     

    Im Hin­blick auf die Nota­ti­on der Musik muss ein Aspekt unbe­dingt erwähnt wer­den: Die drei­fa­che Unter­tei­lung eines Noten­wer­tes und eines Tak­tes wur­de in die­ser Epo­che als “per­fekt” bezeich­net, denn sie stand für die hei­li­ge Drei­fal­tig­keit (Vater, Sohn und hei­li­ger Geist). Und obwohl bereits längst auch die “imper­fek­te” Unter­tei­lung (also eine, die man durch zwei tei­len kann) üblich war,  wur­de das “Tem­pus imper­fek­tum” neben dem “Tem­pus per­fek­tum” nun gleich­be­rech­tigt ver­wen­det. Die ver­wen­de­te Men­sur muss­te nur gekenn­zeich­net wer­den: Per­fekt mit einem Kreis, imper­fekt mit einem Halb­kreis. Daher kommt das für den 4/4‑Takt heu­te noch übli­che “C” am Anfang der Notenzeile.

     

    In der auch für die Ars Nova wich­tigs­ten Gat­tung “Motet­te” fand eine wei­te­re Ver­än­de­rung statt: Es ent­wi­ckel­te sich Iso­rhyth­mie als Gestal­tungs­prin­zip. Wie in bei­na­he jeder Ent­wick­lung liegt auch die­sem Prin­zip erst ein Pro­blem zugrun­de: Der Tenor (also die Grund­me­lo­die der Motet­te) war manch­mal nicht lang genug, um durch das gan­ze Stück erklin­gen zu kön­nen. Des­halb wur­de er wie­der­holt. Das konn­te in unter­schied­li­cher Art und Wei­se pas­sie­ren: Ent­we­der wur­de die Melo­die wie­der­holt (“Color”) oder/und der Rhyth­mus (“Talea”). Ent­we­der deck­ten sie sich oder sie über­schnit­ten sich. Das heißt eine “Color” kann in unter­schied­li­chen “Taleae” vor­kom­men. Es erga­ben sich unend­lich vie­le Kom­bi­na­tio­nen und den­noch hat­te man wahr­schein­lich oft das Gefühl, etwas schon zu kennen.

     

    Außer der Motet­te waren welt­li­che Lied­sät­ze in Ars Nova von gro­ßer Bedeu­tung: die Bal­la­de, das Vire­lai und das Ron­deau. Auch der “Hoque­tus” (eine Kom­po­si­ti­ons­tech­nik), wur­de in die­ser Zeit häu­fig ver­wen­det. Die Melo­die wur­de auf meh­re­re Stim­men ver­teilt, sodass ver­schie­de­ne Stim­men für abwech­seln­de Melo­die­ab­schnit­te ver­ant­wort­lich waren. Das Klang­bild, das sich ergab, erin­nert an einen Schluck­auf (Hoque­tus).

     

     

    Neben der fran­zö­si­schen spiel­te auch die Musik Ita­li­ens und Eng­lands eine wich­ti­ge Rol­le. Die ita­lie­ni­sche Musik des 14. Jahr­hun­derts (das “Tre­cen­to”) ist vor allem für die Gat­tung “Madri­gal” bekannt. Ein mehr­stim­mi­ges, welt­li­ches und ita­lie­nisch­spra­chi­ges Vokal­stück, das poli­ti­sche, sati­ri­sche und auch ero­ti­sche Stof­fe behan­del­te. Die Bedeu­tung Eng­lands für die mehr­stim­mi­ge Musik der Ars Nova liegt ein­deu­tig in der klang­li­chen Bevor­zu­gung von Ter­zen und Sex­ten (eigent­lich die unge­lieb­ten “imper­fek­ten” Kon­so­nan­zen) zwi­schen den Stim­men. Dadurch ergab sich nicht nur ein ande­rer Klang, die Fol­ge waren auch ande­re Satz­tech­ni­ken: Der Tausch der Stim­men war mög­lich, ohne nach dama­li­gem Ver­ständ­nis einen Satz­feh­ler zu bege­hen. So ent­stan­den Gat­tun­gen wie der Kanon oder das Rondell.

     

Literaturverzeichnis & Quellen

  • Egge­brecht, Hans Hein­rich: Musik im Abend­land, S. 136–148
  • Wör­ner, Karl Hein­rich: Geschich­te der Musik, Göt­tin­gen 1993, S. 82–120
  • Fotos: Mitya Iva­nov, Ben­no Klandt, Ste­pha­nie LeBlanc, Pixabay
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