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Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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Sonnenlicht scheint durch ein verwelktes Laubblatt

VON CASSANDRA KESKIN

"Ein deut­sches Requi­em" – ein Requi­em, das Abstand nimmt von lit­ur­gi­schen Ket­ten, ein Requi­em für die Leben­den aus der Tra­di­ti­on evan­ge­li­scher Ora­to­ri­en und Motet­ten. Das Werk ent­stand nach dem Tod von Johan­nes Brahms' Mut­ter. Er selbst wähl­te die bibli­schen Tex­te aus, die er anschlie­ßend in sie­ben Sät­zen ver­ar­bei­te­te. Besetzt mit gro­ßem Orches­ter, gemisch­tem Chor, Sopran- und Bari­ton­so­lo wird es noch immer regel­mä­ßig auf­ge­führt und gilt als eine der belieb­tes­ten Requi­em-Ver­to­nun­gen. Und das ist nicht ver­wun­der­lich: Brahms wid­met sich zeit­lo­sen aber zutiefst im Glau­ben ver­an­ker­ten The­men wie mensch­li­cher Ver­gäng­lich­keit und Demut, aber vor allen Din­gen über­ir­di­schem Trost, freu­di­gem Ver­trau­en in eine Hoff­nung auf gött­li­che Gerech­tig­keit und ein Leben, das nicht mit dem Tod in einer gefal­le­nen Welt endet, son­dern das himm­li­sche Reich als Ziel hat. Die­se Gewiss­heit zieht sich durch die aus­drucks­star­ken Sät­ze wie ein roter Faden. Mal geheim­nis­voll anrüh­rend, mal gra­bes­si­cher, jauch­zend aber vor allem lie­be­voll und vol­ler Respekt vor dem Schöp­fer und Vater. Ein Requi­em für die Leben­den. Ein Requi­em, das das Inners­te sanft und wuch­tig trifft. Oder um es mit Cla­ra Schu­manns Wor­ten zu sagen, die Brahms auf die ihr zuge­sand­ten Par­ti­tur­aus­zü­ge antwortete:

Aber sagen muß ich Dir noch, daß ich ganz und gar erfüllt bin von Dei­nem Requi­em, es ist ein ganz gewal­ti­ges Stück, ergreift den gan­zen Men­schen in einer Wei­se wie wenig ande­res. Der tie­fe Ernst, ver­eint mit allem Zau­ber der Poe­sie, wirkt wun­der­bar, erschüt­ternd und besänf­ti­gend. (...) Ich emp­fin­de den gan­zen rei­chen Schatz die­ses Wer­kes bis ins Inners­te und die Begeis­te­rung, die aus jedem Stü­cke spricht, rührt mich tief, daher ich mich auch nicht ent­hal­ten kann es aus­zu­spre­chen. (...) Ach könn­te ich es hören, was gäb' ich wohl darum.

Die­ser Kom­ple­xi­tät gerecht zu wer­den, war nun also die Auf­ga­be des Mäd­chen- und Frau­en­cho­res der Scho­la Can­torum Leip­zig in Koope­ra­ti­on mit dem Nürn­ber­ger Hans-Sachs-Chor. Ein Mam­mut­pro­jekt, das viel Zeit benö­tig­te: Bereits im April 2019 begann die Ein­stu­die­rung unter Chor­lei­ter Mar­cus Fried­rich. Weni­ge Tage vor der ers­ten Auf­füh­rung in Zwi­ckau besuch­te Diri­gent Leo Siber­ski den Mäd­chen und Frau­en­chor, um letz­te Abspra­chen zu treffen.

Am 24. Novem­ber war es dann soweit: Im Rah­men der gemein­sa­men Gene­ral­pro­be tra­fen die bei­den Chö­re, Sopra­nis­tin Mari­ja Mitić, Bari­ton Sebas­ti­an Seitz und die Cla­ra-Schu­mann-Phil­har­mo­ni­ker Plau­en-Zwi­ckau zum ers­ten Mal auf­ein­an­der. Es birgt immer ein gewis­ses Risi­ko, ver­schie­de­ne Prot­ago­nis­ten erst am Kon­zert­tag zusam­men­zu­füh­ren. Nicht immer gelingt dabei ein ein­heit­li­ches Klang­bild, aber – viel­leicht auch der Begeis­te­rung für Brahms' Musik geschul­det – Musi­ke­rin­nen und Musi­ker schu­fen einen stim­mungs­vol­len Kon­zert­abend im sehr gut besuch­ten Zwi­ckau­er Dom St. Marien.

Bereits eine Woche dar­auf fin­det die zwei­te Auf­füh­rung in der pres­ti­ge­träch­ti­gen Meis­ter­sin­ger­hal­le Nürn­berg statt. Die Kon­zert­hal­le besticht in ers­ter Linie mit Grö­ße, von außen scheint das graue Gebäu­de kaum ein Ende zu neh­men. Der rie­si­ge Saal ist warm erleuch­tet und auf der Büh­ne ist aus­rei­chend Platz für hun­dert Sän­ge­rin­nen und Sän­ger, die Solis­ten Julia Grü­ter, Mar­kus Mar­quardt und die Nürn­ber­ger Sym­pho­ni­ker unter der Lei­tung von Prof. Gui­do J. Rum­stadt. Die Gen­ral­pro­be ist kräf­te­zeh­rend. Brahms macht es einem nicht gera­de ein­fach, aber in der vier­stün­di­gen Pau­se danach kön­nen sich alle mit Piz­za stär­ken und gut erho­len. Das Kon­zert über­trifft dann oben­drein das der Vor­wo­che in Zwi­ckau. Publi­kum und Pres­se sind ange­tan. Ein freund­li­ches Auf­ein­an­der­tref­fen von zwei sehr ver­schie­de­nen Chö­ren. Nach dem Abschieds­gruß geht es dann bis spät in den Abend zurück nach Leipzig.

Ich kann es allen – ob klas­sik­be­geis­tert oder nicht – nur ans Herz legen: Neh­men Sie sich Zeit und hören Sie Brahms' Requi­em. Es spricht eine Spra­che, die wir alle verstehen.

Titelfoto: Dominik Scythe
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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