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Herzlich willkommen!

Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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Petersbogen - Blick Zum Neuen Rathaus

Am kom­men­den Mon­tag, dem 31. August 2015, wird das tra­di­tio­nel­le Frie­dens­ge­bet in der Leip­zi­ger Niko­lai­kir­che unter dem Mot­to "Wachet und betet" im Geden­ken an den Über­fall Nazi­deutsch­lands auf Polen am 1. Sep­tem­ber vor 76 Jah­ren statt­fin­den. Über 50 Mit­glie­der aus Mäd­chen­chor und Ensem­ble der Scho­la Can­torum Leip­zig wer­den die Ver­an­stal­tung, an der auch der pol­ni­sche Erz­bi­schof Mus­zyn­ski sowie der ehe­ma­li­ge Leip­zi­ger Stadt­prä­si­dent und Super­in­ten­dent Fried­rich Magi­ri­us teil­neh­men wer­den, musi­ka­lisch mit der "Mis­sa bre­vis" von Ben­ja­min Brit­ten umrah­men. Zuvor wird der Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Leip­zig, Burk­hard Jung, am Ehren­mal für die pol­ni­schen Gefal­le­nen des zwei­ten Welt­krie­ges auf dem Ost­fried­hof einen Kranz niederlegen.

Fast zeit­gleich mit dem Frie­dens­ge­bet in der Niko­lai­kir­che wer­den auf dem Richard-Wag­ner-Platz nach Ver­an­stal­ter­an­ga­ben bis zu 1000 Teil­neh­mer der frem­den­feind­li­chen "Pegi­da" zu Kund­ge­bung und "Abend­spa­zier­gang" erwar­tet, wäh­rend hun­der­te Flücht­lin­ge in pro­vi­so­ri­schen Not­un­ter­künf­ten in unse­rer Stadt Schutz suchen, auf ihr Asyl­ver­fah­ren oder die Zutei­lung men­schen­wür­di­gen Wohn­raums war­ten und welt­weit über 60 Mil­lio­nen Män­ner, Frau­en und Kin­der auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind. An die­sem Abend wer­den in Leip­zig durch Lutz Bach­mann und sei­ne "Islam­kri­ti­ker" zum inzwi­schen so ermü­den­den wie pein­li­chen und uner­träg­li­chen 16. Male in gro­ßer Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit die Res­sen­ti­ments und Vor­ur­tei­le geschürt, die in den 30er Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts den Nähr­bo­den für eine der größ­ten Tra­gö­di­en der Mensch­heits­ge­schich­te bildeten.

Seit über 50 Jah­ren ler­nen an der Scho­la Can­torum Kin­der und Jugend­li­che gemein­sam Musik zu machen und über­win­den dabei in den wöchent­li­chen Chor­pro­ben Tren­nen­des wie Haut­far­be, sozia­le Her­kunft oder Bil­dungs­grad. Wir Musik­päd­ago­gen müs­sen dabei per­ma­nent Wer­te wie Respekt, Tole­ranz, Gemein­schaft sowie das Hin- und Auf­ein­an­d­er­hö­ren ver­mit­teln, sonst errei­chen wir kei­nen guten gemein­sa­men Klang. Der ehe­ma­li­ge Bun­des­prä­si­dent Roman Her­zog geht sogar noch einen Schritt wei­ter: "Die Spra­che der Musik ist uner­schöpf­lich in ihrer Viel­falt, sie durch­bricht Mau­ern der Ver­ein­sa­mung, sie ver­bin­det Men­schen miteinander."

Wir Musi­ker, aber auch unse­re Sän­ge­rin­nen und Sän­ger, dür­fen nicht zulas­sen, dass men­schen­ver­ach­ten­des Gedan­ken­gut den Weg in die Mit­te unse­rer Gesell­schaft fin­det und sich die Geschich­te wie­der­holt. Die Scho­la Can­torum singt am Vor­abend des 1. Sep­tem­ber in der Niko­lai­kir­che nicht nur im Geden­ken an Ereig­nis­se, die mehr als ein drei­vier­tel Jahr­hun­dert zurück­lie­gen. Wir müs­sen mit unse­rer Musik auch den Bogen ins Hier und Heu­te schla­gen, auf­hö­ren zu schwei­gen, einen Blick über den eige­nen Tel­ler­rand wagen und viel­leicht die Ein­sicht ris­kie­ren, dass wir unse­ren rei­chen Wohl­stand tei­len müs­sen, um in Frie­den mit­ein­an­der zu leben. Fried­rich Magi­ri­us hat im Vor­ge­spräch zum Frie­dens­ge­bet am 31. August for­mu­liert: "Statt in angst­vol­ler Selbst­be­haup­tung zu ver­har­ren, gilt es, dem Hass eine Kraft ent­ge­gen zu set­zen und Ver­ge­bung zu erbit­ten.“ Die­se Ver­ge­bung wün­sche ich von Her­zen all denen, die sich um 19 Uhr auf dem Richard-Wag­ner-Platz ver­sam­meln wer­den und bekräf­ti­ge die Ein­la­dung von Stadt und Kir­chen um 17 Uhr in die Leip­zi­ger Nikolaikirche.

Mar­cus Friedrich
künst­le­ri­scher Lei­ter der Scho­la Can­torum Leipzig

Titelfoto: Michael Bader
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